Wenn Autofahrer komisch werden

Saarbrücken · SZ-Redakteur Martin Rolshausen wundert sich über Autofahrer.

Meinung:
Wenn Autofahrer komisch werden

Reisen bildet, sagt man. Stimmt. Ich habe neulich zum Beispiel gelernt: In Baden-Württemberg gibt es echte Parkplätze für echte Autos. Ich wollte es ja erst auch nicht glauben, aber bei einem Abendessen irgendwo zwischen Budapest und Bratislava ist mir gar nichts anderes übrig geblieben. Wenn ich nämlich nicht einsichtig gewesen wäre, hätte nämlich die Dame vom Nebentisch, die sich als Wirtschaftswissenschaftlerin mit Wohnsitz Tübingen vorgestellt hat, nicht mehr aufgehört zu reden.

Immer wenn sie in ärmere Landstriche fahre - also zum Beispiel in die Pfalz oder ins Saarland - stelle sie fest: Die Parkplätze sind irgendwie zu schäbig, zu klein für "unsere Autos". Ich habe sie nicht gefragt, was für ein Auto sie fährt, aber ich vermute, dass sie mit einem dieser Riesendinger unterwegs ist, die für Fahrten durch Wüsten, Bachläufe und Urwälder gebaut sind.

Offenbar haben aber nicht nur Baden-Württemberger ein gestörtes Verhältnis zu Parkplätzen. Beim verkaufsoffenen Sonntag gestern haben viele Autofahrer aus dem Umland gezeigt, dass sie in Sachen Parken noch mal in die Fahrschule sollten. Am Eurobahnhof zum Beispiel gibt es verhältnismäßig günstige Plätze im neuen Parhaus. Aber wo parkten Autos mit WND-, NK-, SLS-Kennzeichen? In den Straßen um das Parkhaus rum. Es sei kaum noch ein Durchkommen gewesen, berichtete gestern eine Anruferin. Schilder, die Parkplätze als reservierten Parkraum kennzeichnen, seien ignoriert worden. Es wurde einfach jeder freie Flecken zugestellt. Wozu Menschen fähig sind, wenn sie ein oder zwei Euro sparen können…

Und vermutlich würden diese Menschen mit Unverständnis reagieren, wenn man sie darauf hinweist, dass kostenloses Parken und andere dabei behindern kein Menschenrecht ist. Einkaufsreisen in die Stadt bilden offenbar nicht.

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