Fastnacht Wie wäre es mit schrägem Humor beim Rathaussturm?

Die Faasend-Session 2019/2020 nähert sich ihrem Höhepunkt. Heute und morgen werden die Rathäuser erobert. Alle Rathäuser? Nein, ein Rathaus leistet Widerstand. Oder vielleicht doch nicht?

 Martin Rolshausen

Martin Rolshausen

Foto: SZ/Robby Lorenz

Der Autor dieser Kolumne ist am Rosenmontag geboren, hat am 11. 11. Namenstag und ist Senator bei der Burbacher Karnevalsgesellschaft „Mir sin do“. Er hat also nichts gegen die Faasend. Jedenfalls nichts, was hilft (kleiner Scherz). Die Bewunderung für Menschen, die sich im Karneval engagieren und das Brauchtum pflegen, ist groß. Nur die Einschätzung, was witzig ist oder wäre, weicht manchmal von der des organisierten Frohsinns ab.

Ehrführchtig den Hut, in dem Fall also die Narrenkappe, muss man zum Beispiel vor Oberbürgermeister Uwe Conradt ziehen. In seiner ersten Session, die er als Chef im Saarbrücker Rathaus absolviert, eilt er von Seniorensitzungen zu Ordensfest, von Gala-Kappensitzung zu Fernseh-Prunksitzung, von Stadtratssitung zu Fastnachtsumzug. Auf die Frage, was so eine hohe Dosis Karneval mit einem Mann macht, hat er geantwortet: „Ich besuche gerne Fastnachtsveranstaltungen. Das sind immer lustige, schöne Abende mit Freunden und Bekannten, vor allem, wenn die fünfte Jahreszeit so richtig Schwung aufgenommen hat. Es beeindruckt mich immer wieder, mit wie viel Leidenschaft die Fastnachter ihre Tradition leben. Ob das jetzt die Schautänze sind, Büttenreden oder Gesangseinlagen – es sind immer mitreißende Vorstellungen.“

An diesem Donnerstag nun: Rathaussturm. In den meisten Städten und Gemeinden endet das damit, dass die Chefin oder der Chef der Verwaltung gefangengenommen wird und die Narren, also die professionellen Narren, bis zum Aschermittwoch symbolisch die Rathäuser übernehmen. In Saarbrücken endet das so nicht. Da bedeutet Rathaussturm: Es wird in einem Wortgefecht zwischen dem Anführer oder der Anführerin der Narrenschar und dem Oberbürgermeister um den Rathausschlüssel gerungen. Am Ende geben die Narren auf, der Oberbürgermeister behält den Schlüssel, und man feiert zusammen. Am Samstagvormittag rücken die Narren ein zweites Mal an. Noch mal Tamtam. Diesmal gewinnen die Narren, und der Oberbürgermeister wird ins verlängerte Wochenende geschickt. Vorher feiert man natürlich noch etwas zusammen.

 Der Saarbrücker Oberbürgermeister Uwe Conradt mit seiner Frau Jane bei der Fernseh-Kappensitzung am Wochenende .

Der Saarbrücker Oberbürgermeister Uwe Conradt mit seiner Frau Jane bei der Fernseh-Kappensitzung am Wochenende .

Foto: BeckerBredel

Vermutlich fänden es die Karnevalisten nicht witzig, was der Autor dieser Kolumne als „genau mein Humor“ beschreibt: Wenn Uwe Conradt heute einfach sagen würde: „Okay, hier habt Ihr den Schlüssel, viel Spaß im Rathaus!“

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