DB Schenker und Ensheim Warum der Streit um DB Schenker so politisch ist

In einer Stadt geschieht nicht immer das, was man persönlich für richtig hält. Oft werden die eigenen Erwartungen enttäuscht. Grundsätzlich ist es Aufgabe der Kommunalpolitik, die unterschiedlichen Interessen unter einen Hut zu bringen – die Quadratur des Kreises.

Der Streit um die Ansiedlung von DB Schenker in Ensheim ist ein geradezu klassisches Beispiel für die Interessenkonflikte, die es in einer Stadt tagtäglich zu entschärfen gilt. Es geht darum, wie Menschen in einem Gemeinwesen leben wollen und wie sie ganz bestimmt nicht leben wollen. Es ist die vorrangige und originäre Aufgabe der Kommunalpolitik: die berechtigten Anliegen aller Personen, Institutionen und Unternehmen ernstzunehmen und einen Kompromiss zu finden, mit dem möglichst viele leben können. Da wo Interessen, Meinungen, Bewertungen und Vorstellungen von Gemeinwesen aufeinandertreffen, ist immer die Politik gefragt. Oft genug ist das die Quadratur des Kreises. Politisch ist der Streit um DB Schenker, auch dadurch, dass er im Saarbrücker Stadtrat verbindlich entschieden werden muss. DB Schenker kommt entweder nach Ensheim oder nicht. Dazwischen gibt es nichts. Eine Seite gewinnt, die andere verliert. Und die Verlierer müssen ertragen, das geschieht, was sie selbst für falsch halten und nicht das, was aus ihrer Sicht richtig wäre. Noch hat DB Schenker der Ansiedlung in Ensheim keine offizielle Absage erteilt, es scheint aber darauf hinauszulaufen. Man muss sich fragen, ob die Pläne nicht von Anfang an zum Scheitern verurteilt waren angesichts der schwierigen Verkehrsanbindung des Gewerbegebiets am  Flughafen und den absehbaren gesundheitsgefährdenden Folgen für Mensch und Natur. Noch sind die Gutachten, die DB Schenker zur Machbarkeit einer Ansiedlung in Ensheim in Auftrag gegeben hat, nicht öffentlich, aber sauberer dürfte die Luft nicht werden, wenn täglich bis zu 200 Lkw zusätzlich über die Heringsmühle fahren würden. Die Bürgerinitiative aus Ensheim hat ihre Anliegen mit stichhaltigen Argumenten verteidigt und dürfte damit wohl erfolgreich sein. Genauso legitim ist es aber, dass DB Schenker einen Standort sucht, auf dem das Unternehmen expandieren kann. Das sichert Arbeitsplätze und schafft vielleicht neue. Arbeitslose, die auf einen Job gehofft hatten, dürften enttäuscht sein. Wie auch die Unternehmensführung, die zu Recht auf ein neues Angebot der Stadtverwaltung hofft. Die ist nun in der Pflicht. „Eine Stadt kann man lieben, sich jedes Mal freuen, wenn man wieder dort ist. Sie kann Heimat sein“, schrieb kürzlich das SPD-Urgestein Erhard Eppler. Im Idealfall finden sowohl Bürger als auch Firmen in ihr Heimat.

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