Vorwärts in die Steinzeit

So kann's gehen · SZ-Redakteurin Angelika Fertsch hofft auf Technikversagen bei den Handys der Familie.

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Foto: Robby Lorenz

Fast vier Wochen habe ich technisch gesehen in der Steinzeit gelebt. Es war wunderbar. Das Handy der Tochter hatte einen Wasserschaden. Plötzlich ging gar nichts mehr. Erst lief das Display buchstäblich zu und wurde grün. Dann war kein Nachrichtenaustausch mehr möglich. Das Teil kam zum Händler. Hannah jammerte über den Ausfall des minütlichen Gedanken- und Gefühlsaustauschs mit ihren Freundinnen. Um der entsetzlichen Langeweile zu entgehen (vermute ich), wurden Bücher rausgekramt. Aquarelle entstanden. Und die Küche profitierte: Freiwillig räumte Hannah den Vorratsschrank auf, kümmerte sich um Wäsche. Ein Wunder! Seit Samstag - alles vorbei. Die Versicherung schrieb, das Handy sei irreparabel, zahlt anteilig ein neues, das alte ist und bleibt verschwunden (merkwürdig). Und Hannah investierte kräftig angespartes Taschengeld. Seitdem höre und sehe ich nichts mehr von ihr. Das Neue hängt vor ihrer Nase, sie gluckst und lächelt und wendet den Blick nicht ab. Auch ihr Bruder hat sein Handy schweren Herzens zur Reparatur gegeben. Das Glas ist völlig zertrümmert. Das war vor zehn Tagen. Ob es auch beim Händler verschwindet? Ich lebe gerne in der Steinzeit, was Handys angeht. Man muss sich präziser verabreden, ist nicht permanent verfügbar. Und wenn eine unerwartete Situation entsteht, müssen die Kids ihren Grips einschalten und improvisieren. Ich habe vorgeschlagen, alle testweise sechs Monate "ohne" zu leben. Ich erntete eisiges Schweigen. Bleibt mir nur der Urlaub irgendwann in einem dieser angesagten Ressorts, die damit werben, sich in Ruhe, da unerreichbar, zu erholen.

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