Überfordernde Beförderung

So kann's gehen · Warum SZ-Redaktionsmitglied Fatima Abbas Rolltreppen nach Möglichkeit meidet.

Kennen Sie das auch? Man steht gedankenversunken auf einer Rolltreppe und will einfach nur für ein paar Sekunden verschnaufen. Vielleicht im Einkaufszentrum, vielleicht in einer Bahnhofshalle. Schlimmstenfalls am Flughafen. Jedenfalls passiert mir immer das Gleiche. Kaum eine Sekunde auf dem mobilen Metall, und schon droht eine drängelnde Menschenschlange mich einfach umzunieten, wenn ich nicht weiche, wenn ich mich nicht sofort auf die Seite stelle, auf der auch alle anderen stehen. Alle in einer Reihe! Im Kindergarten war das irgendwie noch lustig. Aber heute? Der Rolltreppen-Trip ringt mir geistige Leistungen ab, die mein Hirn nicht mit dem Konzept "Treppe" vereinbaren kann. Links oder rechts? Was mache ich bloß mit dem Koffer? Sollte ich mich als Blockierer mit Mitblockierern solidarisieren? Oder könnte das tödlich enden? Über-Förderung. Aber Moment mal! Wer zwingt mich eigentlich, den Drängelbürgern nachzugeben? Aus Protest habe ich schon mehrmals versucht, einfach stehen zu bleiben. Ein ungeduldiges "Kann ich bitte durch?" ist noch die freundlichste aller Reaktionen. Ellbogen in der Rippe gehört zur Kategorie "weniger freundlich".

Dabei könnte Rolltreppen-Fahren so friedlich sein. Eine Ruhe-Oase im Getümmel. Krafttanken statt Kraftakt. Innere Werbung im Alltagskino.

Aber was ist, wenn ich wegen eines Blockierers meinen letzten Zug verpasse? Jetzt bin ich zwiegespalten. Kann es etwa sein, dass ich mich auch schon mal wie ein Drängel-Bürger verhalten habe? Aaabsolut unmöglich! Also, sehr unwahrscheinlich. Wenn ja, dann nur in größter Not. Ok, vielleicht auch schon mehrmals. Aber dann wirklich immer ohne Ellbogen!

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