Das Ende der Litfaßsäule Tuet Buße oder rettet Wale

Zuerst wollte ich nur mieten, dann kaufen. Aber so eine Litfaßsäule ist nicht ganz billig. Die erste, die mir im Internet auffiel, kostete 290,15 Euro und war ganz aus Stahlblech. Also jetzt keine Litfaßsäule, die man mit Papier bekleben kann, sondern eine, an der man Magnete anbringen und mit abwischbaren Stiften beschreiben kann.

Die könnte ich dann täglich neu mit allen möglichen Botschaften beschriften wie zum Beispiel „Rettet die Wale“, „Tuet Buße“ oder „Das Ende ist nahe“. Praktischerweise hat sie fünf Rollen, ich könnte Sie also hinter mir herziehen, wenn ich durch die Stadt gehe. Immerhin 1,30 Meter hoch und 60 Zentimeter im Durchmesser. Dann aber fand ich die XXL-Litfaßsäule. Die hat auch 60 Zentimer Durchmesser ist aber stolze 2,20 Meter hoch. Rollen kann man die auch. Allerdings ist die komplett mit Kork ummantelt. Mit Magneten geht da nix, nur mit Pinnadeln. Wiegt allerdings 43 Kilo und passt leider nicht durch Standardtüren. Ich überlege noch. Denn gleichzeitig habe ich erfahren, dass man Litfaßsäulen auch adoptieren kann. Das hätte sich der Berliner Drucker Ernst Litfaß wohl nicht träumen lassen, als ihm der Polizeipräsident Karl Ludwig von Hinkeldey am 5. Dezember 1854 die erste Genehmigung für seine „Annoncier-Säulen“ ausstellte. Heutzutage gibt es ja so viele Werbemöglichkeiten. In Berlin und in Görlitz will man die Litfaßsäulen nun abschaffen, was einen Proteststurm ausgelöst hat. Viele Görlitzer haben angeboten, die Säulen zu adoptieren, um sie zu retten. Das mache ich wohl auch. Ich könnte sie zwar nicht hinter mir herziehen, aber wenigstens ab und zu besuchen. Und während ich nicht da bin, dürfen alle Kinder der Umgebung sie nach Herzenslust mit Farbe beschmieren.

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