Thekla starrt mich an

Saarbrücken · SZ-Mitarbeiter Jürgen Kück bewegt sich im Netz.

Im Garten ist alles vernetzt. Von Spinnen. Gestern wäre ich beinahe in so ein Riesenrad reinspaziert. Von Baum zu Baum hat da ein Spinnentier über zweieinhalb Meter Luftlinie ein Netz hingehängt und sich selbst dann kopfüber in die Mitte. Ich frage Thekla - alle Spinnen heißen Thekla -, wie sie das gemacht hat. Sie starrt mich an und schweigt. Da hat sie wohl an Baum 1 den Faden angepappt, dann über eines der acht Beine zu Baum 2 gepeilt, dann den Stamm runter, rüber, an Baum 2 hoch, dort kleben, und dabei immer schön abspul, abspul, abspul und dann hin und her und rauf und runter und ringsherum. Respekt, Thekla! Man sagt ja, man sollte die Spinnen mögen, denn ohne sie hätten uns die Insekten schon längst in den Abfalleimer der Evolution befördert. Deshalb sollten wir uns freuen, dass - wo wir auch sind - immer eine Spinne im Umkreis von fünf Metern lauert. Und, so sagt man, wir sollten es akzeptieren, dass wir im Laufe unseres Lebens mindestens zehn Spinnen verspeisen, im Schlaf nämlich.
Thekla schaut mich nachdenklich an. Und ich sie. Muss man sie mögen? Die Weibchen fressen ja oft ihre Liebhaber, aus lauter Liebe, nehme ich an. Ob Spinnen auch mal mutieren? Zu Riesenspinnen, so groß wie Krokodile mit acht Beinen? Zu Dinotheklas? Muss man die dann auch mögen?

Jedenfalls gehe ich dann nicht mehr in den Garten, das steht fest.

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