Glosse: So kann‘s gehen Wenn mich der Kommissar zum Wahnsinn treibt

Fernsehen soll ja entspannen. Aber es gibt Tage oder vielmehr Filme, da regt einen einfach alles nur noch auf. Insbesondere Kommissarinnen und Kommissare treiben unsere Kollegin öfter auf die Palme.

 Aufmachen, Polizei! Auch Kommissar Jens Stellbrink alias Devid Striesow brachte sich gern in Situationen, die jeder halbwegs  klar denkende Polizist vermeiden würde.

Aufmachen, Polizei! Auch Kommissar Jens Stellbrink alias Devid Striesow brachte sich gern in Situationen, die jeder halbwegs  klar denkende Polizist vermeiden würde.

Foto: Saarlaendischer Rundfunk/Manuela Meyer

Es ist dunkel, Sie sind im Wald. Vor Ihnen liegt eine düstere Hütte. Und Sie wissen, dass darin mindestens zwei Männer sind, von denen Sie annehmen müssen, dass sie schonmal jemanden umgebracht haben. Was tun Sie?

Richtig! Sie verhalten sich ganz ruhig, vielleicht laufen Sie sogar weg. Oder Sie warten zumindest auf Verstärkung.

Außer natürlich, sie sind ein deutscher Fernseh-Kommissar. Was tut der oder auch die? Genau! Sie rascheln allein durchs Laub, zücken die Waffe, klopfen an der Tür und rufen laut: „Aufmachen, Polizei!“. Was dann geschieht ist von  Drehbuch zu Drehbuch verschieden. Manchmal schnappen sie den Bösewicht. In den realistischeren Fällen bekommen sie eins über die Rübe. Hochverdient, wie ich finde.

Die dicke Beule oder das blaue Auge haben sich diese Kommissarinnen und Kommissare schon allein dafür verdient, dass sie meinen Blutdruck hochtreiben. Aber der steigt nicht etwa wegen atemloser Spannung. Oh nein! Ich tobe und winde mich vor dem Fernseher, weil das mal wieder so dermaßen dämlich ist, was da als Polizeirealität dargestellt wird.

Auch der etwas gewöhnungsbedürftige Saar-Kommissar Jens Stellbrink alias Devid Striesow hat mich seinerzeit mit solchen Mätzchen immer in den Wahnsinn getrieben. Der brachte sich ja in jedem zweiten „Tatort“ mit naivem Babyblick in eine Bredouille, die jeder Mensch mit auch nur minimalstem gesunden Menschenverstand weiträumig umfahren hätte.

Ich frage mich ernsthaft, was vor allem ja deutsche Drehbuch-Autoren dazu treibt, sich immer und immer wieder solche Szenen auszudenken. Die einzige Erklärung, die  mir einfällt: Die Etats der Fernsehsender sind so knapp bemessen, dass einfach nicht genug Geld für Nebendarsteller und Komparsen da ist. Deshalb kommt dann eben nicht das SEK zur Verhaftung des Serienkillers, sondern Herr oder Frau Kommissar zückt alleine den Revolver – leider wird dann die Glaubwürdigkeit gleich mit verhaftet.

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