Machtkampf bei den Stadtwerken Spielchen im Aufsichtsrat

Gespenster steigen gerade aus dem Stadtwerkekeller. Das Raunen, Scharren und Pfeifen kommt aus der Vergangenheit, die den Konzern fast die Zukunft gekostet hätte. Die Gespenster kriechen aus der Zeit herüber, als Betriebsräte und Geschäftsführer mit Billigung der Kommunalpolitik Deals gemacht haben, die der Geschäftsführung und den Betriebsräten, manchmal auch den Mitarbeitern genutzt haben, den Konzern aber an den Rand des Abgrund gebracht haben.

Machtkampf bei den Stadtwerken: Spielchen im Aufsichtsrat
Foto: SZ/Robby Lorenz

Vor fast genau zehn Jahren hat der Aufsichtsrat die Geschäftsführer Franz Heinrich und Stephan Dörr gefeuert. Der Stadtwerkekonzern war finanziell in einer Schief­lage, die Politik servierte die aus ihrer Sicht Schuldigen ab. Der Konzern wurde danach stabilisiert - von Peter Edlinger, später auch von Thomas Severin. Die beiden haben den Karren aus dem Dreck gezogen. Um so gruseliger ist es, dass ausgerechnet Edlinger und Severin in einer Zeit abserviert werden sollen, in der sie dringend gebraucht werden. Die Verkehrssparte, also Saarbahn und Busse, muss abgesichert werden. Ob es nun private Konkurrenz bei der Ausschreibung gibt oder nicht: Gut 15 Millionen Jahresverlust wird der Konzern nicht mehr lange ausgleichen können.

Dass die Gewerkschaft Geschäftsführer, die übers Sparen nicht nur reden wollen, gerne durch solche ersetzen möchte, die Konflikten lieber aus dem Weg gehen, ist klar. Dass Gewerkschaften, Dinge, die sie für ihre Mitglieder einmal erreicht haben, verteidigen, ist auch klar. Dass eine Gewerkschaft ein paar Monate vor der nächsten Betriebsratswahl dicke Arme macht, ist ebenfalls verständlich.

Aber ist es im Sinne der Mitarbeiter, wenn die Existenz des Unternehmens aufs Spiel gesetzt wird, weil man so tut, als gebe es in einem neu strukturierten Markt keine Konkurrenz, gegen die man sich wappnen muss, und als sei es dauerhaft möglich jedes Jahr 15 Millionen Miese zu machen? Wer den Mitarbeitern verspricht, dass alles bleibt, wie es ist, verspielt womöglich alles, was gut ist: einen sicheren Arbeitsplatz mit Bezahlung nach dem im Vergleich zum privaten besseren öffentlichen Tarif. Den sichern die Geschäftsführer zu. Nicht aber alle speziellen Saarbrücker Privilegien, die über diesen Tarifvertrag hinausgehen.

Mag sein, dass die Gewerkschaft nicht aus ihrer Rolle rauskommt. Die Politiker im Aufsichtsrat könnten aber bemerken, dass sie das, was Severin und Edlinger geleistet haben, also die Stabilität der Stadtwerke, aufs Spiel setzen, wenn sie wieder ins alte Muster verfallen und gespenstische Spielchen zu Lasten der Bürger  spielen.

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