SPD steht wieder aufrecht Sozialdemokraten bieten der CDU eine große Koalition an

Ende Mai ist die Saarbrücker SPD gestolpert. Sie lag bei der Stadtratswahl knapp hinter der CDU. Nur weil die Linke Claudia Kohde-Kilsch zu den Sozialdemokraten übergelaufen ist, haben die im Rat heute wie die CDU 18 der insgesamt 63 Mandate.

SPD Saarbrücken  bietet sich als Partner für eine starke Wirtschaftspolitik an.
Foto: SZ/Robby Lorenz

Anfang Juni ging die SPD dann zu Boden. Ihre Spitzenfrau Charlotte Britz schaffte die Wiederwahl zur Oberbürgermeisterin nicht. Der Chefposten im Saarbrücker Rathaus fiel an den CDU-Mann Uwe Conradt. Bevor sich die SPD richtig aufrappeln konnte, kam der nächste Tiefschlag: Die erstarkten Grünen entschieden sich, das Bündnis mit SPD und Linken, das immerhin zehn Jahre gehalten hatte, zu verlassen, und sich an die Gewinner zu halten. Sie schmiedeten mit CDU und FDP ein sogenanntes Jamaika-Bündnis. Erstmals seit Menschengedenken schien die SPD damit weder im Stadtrat noch in der Stadtverwaltung gestalten zu können. Denn der letzte Genosse, der jetzt noch Einfluss hatte, Bürgermeister Ralf Latz, soll zum Jahreswechsel vom Stadtrat durch die Grüne Barbara Meyer-Gluche ersetzt werden.

Die SPD lag am Boden, ja. Aber sie ist nicht k.o. Die Partei, die tief in dieser Stadt verwurzelt bleibt, ist hart im Nehmen. Und sie steht wieder aufrecht im kommunalpolitischen Ring. Die Nominierung von Christine Jung ist in erster Linie keine personelle Alternative zu Barbara Meyer-Gluche. Beide Frauen sind kompetent und können einen neuen Stil ins Rathaus bringen. Mit Christine Jung bietet die SPD vor allem eine andere Politik an, als die, die Jamaika vereinbart hat. Die Botschaft lautet: Saarbrücken braucht nach wie vor Industrie- und Gewerbearbeitsplätze. Saarbrücken braucht günstigen Wohnraum. Und notfalls müssen dafür, natürlich mit Ausgleichspflanzungen, auch Bäume gefällt werden. Das sei mit den Grünen nicht machbar.

Die Nominierung von Christine Jung ist also nicht nur eine Kampfansage an die Grünen. Sie ist vor allem der zweite Versuch eines Koalitions-Angebots an die CDU. Wenn es in geheimer Wahl eine Mehrheit für die SPD-Frau geben sollte, wäre Jamaika am Ende und ein Bündnis von CDU und SPD die einzige Alternative.

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