Sommerzeit ok, aber alles zu seiner Zeit

So kann's gehen · SZ-Redakteurin Susanne Brenner legt Widerspruch ein.

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Foto: Robby Lorenz

Gestern hat meine ansonsten sehr geschätzte Kollegin Doris Döpke an dieser Stelle einen Lobgesang auf die Sommerzeit angestimmt. Sie freut sich über lange, helle Nächte und späte Sonnenuntergänge in ihrem Garten . Das kann ich nicht unwidersprochen lassen. Diesen Spaß muss ich ihr mal flugs verderben.
Okay, früher, als ich noch kinderlos war, meine Arbeitszeit selten vor zehn Uhr begann und somit der Nachtschlaf getrost später kommen durfte, war ich der Umstellung auf die Sommerzeit auch nicht abgeneigt. Ich regte mich eher darüber auf, dass ich am St. Johanner Markt quasi am hellen Tag nicht mehr draußen sitzen konnte, weil diese "spießigen" Anwohner doch tatsächlich schlafen wollten.

Heute sehe ich die Sommerzeit deutlich kritischer. Wenn die Schule morgens um acht Uhr beginnt, es um halb elf nachts aber noch hell ist, bedeutete es Herkules-Arbeit, ein Kind zum Schlafen zu bekommen. Und Nachbarn, die sich - womöglich auch noch lautstark - über lange, laue Sommernächte freuen, sind da auch nicht wirklich hilfreich.

Ich habe keine Kuh, das mit dem Melken ist also nicht das Problem. Auch unser Hund macht das Ganze ohne Mucken mit, obwohl man ja sagt, dass Tiere sich da besonders schwer tun. Er ist Rüde, er hebt sein Bein so wie er darf - egal, ob es Sommer- oder Winterzeit ist. Auch mein Kreislauf ist noch ganz in Ordnung. Die Zeitumstellung macht mir keine gesundheitlichen Probleme. Aber trotzdem würde ich heute jede Petition zur Abschaffung der Sommerzeit unterschreiben. Da Kinder nämlich eher selten morgens allein aufstehen, um zur Schule zu gehen, muss ja auch ich seit ein paar Jahren immer früh raus. Und bin abends früher müde. Und finde es dann gar nicht so toll, dass die Sonne nicht schlafen gehen will.

Man könnte sagen: Die Sache mit der Sommerzeit ist eine Frage der Lebensumstände. Als junger Mensch, kinderlos und mit flexiblem Leben und entsprechender Arbeitszeit , liebt man sie. Wenn die Zwänge drumrum zunehmen, empfindet man die Sommerzeit als zusätzliche, unnötige Belastung im ohnehin nicht allzu belastungsarmen Familienalltag. Ich weiß nicht, ob ich vielleicht später, als Rentnerin, mal wieder für die Sommerzeit sein werde. Aber andererseits habe ich ja dann auch tagsüber Zeit, den Sommer im Garten zu genießen - vielleicht ja sogar mal mit Kollegin Döpke. Und da scheren wir uns dann um gar keine Uhr. . .

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