Sicherheitsgürtel trifft Mogelpackung am Bahnhof

Unsere Woche · Was bleibt vom großen Bahnhof mit Ministern aus dieser Woche? Thomas de Maizière stärkt Klaus Bouillon den Rücken. Gut so. Und Bouillons Idee mit dem "Sicherheitsgürtel" vom Bahnhof bis zur Trierer Straße ist auch okay. Die Richtung stimmt. Denn ein paar Schritte weiter beginnt die Bahnhofstraße. Und dort - also in der Bahnhofstraße - geschahen die meisten Gewaltverbrechen, die der SZ in den vergangenen 20 Jahren aus der City gemeldet wurden. Und dorthin - also in die Bahnhofstraße - flüchten fast alle, die in der City ein Verbrechen begangen haben, denn sie wollen in der Masse untertauchen (wir berichteten ausführlich im August 2015 und im Oktober 2016). Eine echte Mogelpackung ist dagegen die Ankündigung, dass einige kleine Bahnhöfe im Saarland bald Video-Überwachung bekommen - während am Saarbrücker Hauptbahnhof lediglich die bestehende Technik modernisiert werden soll. Denn dort werden bislang nur Portal und Eingangshalle überwacht. Bouillons "Sicherheitsgürtel" wäre sicher mehr gedient, wenn auch Bahnsteige und Gleise dazukämen. Wer Zweifel hat, der möge sich darüber informieren, was auf den Bahnsteigen los ist, wenn sich dort Hooligans zum Marsch in den Ludwigspark formieren.

Und Charlotte Britz hat Recht, wenn sie davor warnt, bei all den öffentlichkeitswirksamen Diskussionen über Kameras die Polizisten zu vergessen. Da könnte nämlich folgender Eindruck entstehen: Die Politik will kein Geld für Polizisten ausgeben - aber sie will die Bürger beruhigen. Deshalb redet die Politik möglichst lange und spektakulär über Kameras - auch über solche, die gar nicht nach Saarbrücken sollen, sondern an irgendwelche Land-Bahnhöfe. Und am Ende haben die Bürger das Gefühl: Saarbrücken ist komplett im Visier von Polizei-Kameras - und damit so sicher wie die City von London. Aber selbst dort fühlt sich die Bevölkerung besser, wenn Bobbys in der Nähe sind. Klar, sind Kameras unangenehm. Aber wir sollten alles nutzen, was uns helfen kann, Gewalttaten aufzuklären und Wiederholungstaten vorzubeugen. Denn noch unangenehmer als Kameras sind politische Erdrutsche nach Verbrechen, die man mit Kameras vielleicht hätte verhindern können.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort