Selbstlose Walnüsse und super Wäscheduft

So kann's gehen · SZ-Mitarbeiterin Ruth Rousselange wundert sich darüber, was Frauen angeblich so interessieren soll.



Schön, dass es Magazine für Frauen gibt. Wie das neue hier für "echte Frauen um die 50". Obwohl man sich automatisch fragen muss, gibt es auch falsche Frauen um die 50? Falsche FuffzigerInnen?

Und über was wollen diese echten Frauen informiert werden? Über Frisuren, etwas über lang anhaftenden Wäscheduft wollen sie wissen, was über Falten und trockene Haut, Menopause, Zahnhygiene und brüchige Nägel. Animierend, diese Themen. Logisch, gekocht wird natürlich auch und nachgesonnen: über die Gefahr ausgebeutet zu werden, von Kindern, Gatte, Verwandten, Kollegen und sonstigen mehr oder minder zufälligen Anhängseln.

Da nahezu allen weiblichen Wesen ein Aufopferungs-Gen eigen zu sein scheint, echten Frauen um die 50 wohl sowieso, ist besagte Gefahr schwer zu bannen. Frau handelt eben nicht zuvörderst für sich, nein, erstmal regelt sie alles für die Familie, serviert Mahlzeiten, bügelt Hemden, räumt Kinderzimmer auf, besucht unliebsame Schwiegereltern, kauft ein, putzt, macht die Wäsche und so weiter. Gut, wenn wenigstens der Wäscheduft lang anhaftend ist. Der Emanzipationsgedanke versucht zwischen all diesen Beschäftigungen nach oben zu dümpeln, hat damit aber oft kein Glück. Weshalb man Frauen immer wieder klarmachen sollte, dass sie ein Selbstbewusstsein haben. Denn zuviel Selbstlosigkeit mache einen "zur Walnuss im Meer der menschlichen Beziehungen", meint die Verfasserin eines Artikels über Selbstwahrnehmung in eben erwähntem Magazin.

Zur Walnuss? Verstehe ich nicht. Coach nennt sich die Autorin, von Männern redet sie als "Silberrücken", ui, ui. Da greife man halt zu andrer beliebter Frauenlektüre, historische Romane. Die Heldin zieht in die Welt oder kommt aus ihr zurück, sucht, findet oder verliert den Richtigen, ist kühn, schön, klug, berauschend.

Na ja, Hauptsache schön! Verliebt sich und weckt Liebe und kann auch sonst so allerhand. Irgendwie scheint sie bloß all das für die Kerle zu tun und zu sein. Dabei könnte sie genauso gut im phänomenalen Garten ihres wahnsinnig hübschen Herrenhauses sitzen, die Flora studieren oder gegen sich selbst Schach spielen.

Tja, die Frauen eben und ihre Gene. Walnuss im Meer von Dingsda, sage ich bloß…

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