Schuster, hütet eure Leisten!
So kann's gehen · SZ-Redakteur Fabian Bosse hält sich für uneitel. Aber darf man deshalb an seinem mühsam aufgebauten Selbstbild rütteln?
Ich frag' mich echt, wozu man so viel Geld, Zeit und Schweiß in die Ausbildung steckt. Ich habe studiert, habe in Istanbul und Beirut gelebt, habe Studien zu internationalen Konflikten geschrieben und unzählige Praktika gemacht. Alles, um einmal als Journalist bei einer Zeitung zu arbeiten. Nun bin ich auf dem Olymp und mache selbstverständlich nicht weniger, als gesellschaftliche Missstände aufzudecken, wichtige Leute zu treffen und zur Meinungsbildung der Menschen beizutragen.
Mein Sohn sieht das schlicht anders: Er glaubt, ich gehe jeden Tag ins Büro, um Äpfel zu essen und mit einem gelben Cabrio zu spielen. Ok, bei seinem letzten Besuch hier haben wir das tatsächlich zusammen gemacht. Aber wie stehe ich jetzt da? Der erzählt das überall. Mein stolzes Selbstbild sieht draußen aus wie Karlsson vom Dach.
Weiß der kleine Scheißer eigentlich, dass man sowas nicht einfach machen kann? Nicht auszudenken, was los wäre in der Welt. Einer Welt, in der zum Beispiel der Verteidigungsminister lediglich mit Murmeln spielt, oder der Personalchef Naschtüten für seine Mitarbeiter füllt? In der ein Volkswagenchef heimlich Seifenblasenautomaten im Auspuff verbauen lässt? In der Polizisten mit Kreide Himmel und Hölle auf der Straße spielen und der Oberbürgermeister Papierflieger vom Rathaus wirft? Oh Gott. Da würden mühsam aufgebaute Existenzen zerbrechen! Haben wir ein Glück, dass so etwas nur Kindsköpfen in den Sinn kommt.
Zu Weihnachten kriegt mein Sohn übrigens Schwimmflossen und 'ne Karriereleiter. Soll er mal sehen, wie schwer so ein Aufstieg ganz nach oben ist.