Schlechte Gefühle für alle

So kann's gehen · SZ-Redakteurin Susanne Brenner hatte eine weniger schöne Begegnung im Bus.

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Foto: Robby Lorenz

Ich bin ihm begegnet, dem, ich will mal sagen, hässlichen Deutschland. Gestern im Bus. Und es war eine so exemplarische, banal-alltägliche Situation, dass ich sie hier gern beschreiben möchte. Der Bus war nicht ganz voll, als in der Stadt auf einen Schlag zwei junge Frauen mit Kinderwagen und eine etwas ältere Frau mit Rollator einstiegen. Da wird es schon ganz schön eng im Bus, aber wenn alle ein bisschen rücken, geht es schon.

Eine der jungen Mütter war erkennbar keine "Bio-Deutsche", wie man heute so schön sagt, und sie hatte noch ein Kleinkind auf dem Schoß. Alles eigentlich kein Problem, aber die Frau am Rollator war unzufrieden und verwickelte die andere junge Frau in ein Gespräch, das mit den Worten begann: "Ich hab ja nix gegen Ausländer . . ." Und wie nicht anders zu erwarten, folgte darauf eine ganze Litanei von Dingen, die sie an "denen" stören. Vor allem wird "denen" ja "alles hintenrein geschoben". Ich will der Dame nicht zu nahe treten, aber sie sah deutlich zu jung für Rente aus, aber keineswegs wie jemand, der zur Arbeit geht.

Die nicht-deutsche junge Frau saß stumm dabei mit ihren beiden Kindern, man konnte aber an ihrem sich versteinernden Gesicht deutlich sehen, dass sie genug Deutsch verstand. Als neue Leute einstiegen, legte die Rollator-Dame weiter los, "die da" könne ja wenigstens den Griff vom Kinderwagen hochklappen - damit hatte sie vielleicht sogar Recht. Das hätte den Durchgang etwas leichter gemacht. Aber statt höflich zu fragen, griff sie einfach mit herrischer Geste an den Kinderwagen und blaffte die junge Frau an. Dass die daraufhin böse den Kopf schüttelte und den Griff unten ließ - ich konnte es ihr nicht verdenken.

Was ich so traurig und schlimm an der Situation fand - diese eine hasserfüllte Frau hat an diesem Morgen gleich mehreren Menschen den Tag verdorben. Der jungen Ausländerin und ihrem kleinen Mädchen, das die Tiraden vielleicht nicht verstand, aber spürte. Mir, weil mir solche aggressiven Reden auf Magen und Herz schlagen. Ja sogar die junge deutsche Frau, die sie zur Adressatin ihrer übellaunigen Rede erkoren hatte, fühlte sich sichtbar nicht wohl dabei. Am allermeisten aber hat sie wohl ihren eigenen Tag verdorben. Denn negative Gefühle schlagen ja immer auf einen selbst zurück. Und so staut sich dann gleich die nächste Wut auf - an der aber natürlich alle anderen und besonders "die da" schuld sind. . .

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