Sag mir, wo die Mützen sind

Die Kälte ließ SZ-Redakteur Frank Kohler keine Wahl. Wolle wärmt, wo Haare fehlen.

Eisig sausen Winterwinde über die haarfreie Hochfläche. Milde Herbstwochen wiegten mich in der trügerischen Hoffnung, mein Haupt noch lange unverhüllt tragen zu können. Aber jetzt kennen die Temperaturen nur eine - für mich unerfreuliche - Richtung: abwärts. Nachdem ich mich noch einmal durch die Stadt gebibbert hatte, fiel mir wollene Rettung ein. "Wo sind die Mützen , die Tante Renate mir gestrickt hat?", fragte ich ratlos die Meinige. Jene üppigen Maschenwerke, für die Renate am 10-Liter-Eimer Maß genommen hatte. Sie sollten ja einen mächtigen Kopf bedecken. Weil sie das in den vorigen Wintern so prächtig getan hatten, wühlte ich mich gern und erfolgreich durch die Pullover zu den Handarbeiten fürs Haupt durch. Die werde ich, ganz gegen meine Art, nirgends liegen lassen. Denn nichts frischt die Erinnerung an die Mütze besser auf als ein eisiger Windstoß.

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