Kolumne Nachdenken über Sackgassen

Sackgasse, das ist doof. Ein Weg, der einfach aufhört. Schluss, aus, Ende, man steht vor der Wand; dort kommt man nicht weiter, egal ob  beim Gehen oder beim Autofahren. Wenn man im übertragenen Sinne, beim Denken nämlich, in die Sackgasse gerät, hat man womöglich ein Brett vorm Kopf.

Sackgassen haben ihren Charme - aber sie können auch sehr stören
Foto: SZ/Robby Lorenz

Unschön. Braucht niemand.

Sackgasse, das ist großartig. In eine städtische Sackgasse fahren normalerweise nur Leute rein, die ein Ziel direkt an der Straße haben, und niemand, der ganz woanders hinwill. Kein Durchgangsverkehr – das hat Charme, denn es reduziert für die Anwohner den Stadtlärm aufs Angenehmste.

Sackgasse, das kann freilich auch mal unpraktisch sein, schwante mir vorige Woche nach einem kritischen Blick aufs Blumenfenster. Große Yuccapalmen haben was, aber zwei davon sind zu viel für eine Fensterbank. Eine der Riesinnen musste raus. Wohin mit dem Prachtgewächs? Ich stellte es vor die Haustür, mit einem „Zu-verschenken-bitte-mitnehmen“-Zettel dran. Da stand es dann. Und stand. Und stand. „Die Sackgasse!“, dachte ich seufzend; dort führt der Zufall nicht so viele potenzielle Pflanzen-Adoptierer vorbei. Aber doch genug: Nach einer knappen Woche war die Yucca verschwunden.

Und nun habe ich meine Sackgasse wieder richtig gerne. Genauer: die schön stille Sackgasse, an der ich wohne. Beim Denken hingegen werde ich Sackgassen nie liebgewinnen. Bei der Kopfarbeit stören sie mich gewaltig.

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