Corona-Krise Raus aus dem Kindergarten

Diese Woche bin ich mir zeitweise vorgekommen wie im Kindergarten. Da war Dienstag erst der saarländische Innenminister, der gerne mal den harten Sheriff gibt, aber dann, wenn er dafür kritisiert wird, ruft: „Ich war es nicht!

 Martin Rolshausen

Martin Rolshausen

Foto: SZ/Robby Lorenz

Das habe ich so nicht gesagt!“ Am Donnerstag dann der Ministerpräsident. Er hat erklärt, dass er und die anderen Regierenden in Deutschland, bei denen er „in einer Schalte“ mitspielen darf, uns noch nicht alles erlauben. Aber weil die Großen ja verstehen, dass wir „Perspektiven brauchen“, gab es ganz pädagogisch ein paar Süßigkeiten. Ein paar Sachen also, die sie uns dann doch erlauben. Der einprägsame, fast pastorale Tonfall des Ministerpräsidenten erinnerte mich an Situationen in meiner Kindheit, in denen man mir erklärt hat, dass ich das jetzt zwar nicht verstehen, aber darauf vertrauen muss: Es ist das Beste für mich. Weil die Großen ja auch immer nur unser Bestes wollen. Beim Lächeln des Ministerpräsidenten hatte ich den Verdacht, dass wir doch ohne Abendessen ins Bett müssen, wenn wir jetzt nachfragen.

Nicht, dass wir uns falsch verstehen: Die Lage ist ernst. Aber für diese Art der Kommunikation bin ich zu alt. Man kann mit mir, und mit Ihne sicher auch, reden wie mit Erwachsenen. Daher hätte ich erstmal eine Entschuldigung dafür erwartet, dass die Landesregierung Maßnahmen verordnet hat, die das Verfassungsgericht diese Woche kassiert hat. Dafür also, dass die Regierung selbst dieses Land mit einem Kindergarten verwechselt hat.

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