Totengedenken Wenn Menschen nicht vergessen werden

Auch wenn es keine echten sind: Rosen auf Gräbern in Herrrensohr rühren eine alte Dame zu Tränen.

Rosen auf Gräbern in Herrrensohr rühren alte Dame zu Tränen
Foto: SZ/Robby Lorenz

Helga Wolfram will wissen, wer sie zu Tränen gerührt hat. Deshalb hat sie mir diese Woche einen Brief geschieben. Helga Wolfram ist 83 Jahre alt und lebt in Dudweiler. Vor 75 Jahren, am 17. Juli 1944, schreibt sie, „warf ein Flieger über Herrensohr Bomben ab“. „Dabei kamen in einem Viertel 29 Menschen ums Leben“, berichtet Helga Wolfram in ihrem Brief.

Zwei dieser Menschen waren ihre Großeltern. Begraben sind sie auf einem Ehrenfriedhof in Herrensohr. Dort besucht sie Helga Walfram regelmäßig. Als sie zum 75. Todestag ihrer Großeltern auf den Friedhof kam, sah sie, dass auf fast allen dieser Gräber des Ehrenfriedhofs künstliche Rosen lagen.

„Da diese Ehrengräber nicht mehr sehr gepflegt werden, konnte ich es kaum fassen. Ich habe mich umgehört, niemand wusste etwas davon“, schreibt Helga Wolfram, die mir vor fünf Jahren schonmal von dieser Bombardierung – ebenfalls in einem Brief – berichtet hatte. „Warum hat die Menschheit denn gar nichts gelernt aus den vergangenen Kriegen?“, hatte sie damals gefragt.

Nach der Überraschung mit den Kunsstoff-Rosen auf den Gräbern lautet die Frage der alten Dame diesmal: „Wem kann ich für diese Geste Danke sagen?“ Diese Rosen haben Helga Wolfram, wie sie schreibt, nämlich „sehr gerührt“. Sie sei in den vergangenen Jahren immer die einzige gewesen, die Blumen hingestellt und an den Gräbern gebetet hat, erklärt sie. Und nun lagen da plötzlich die künstlichen Rosen. „Mir kamen die Tränen“, schreibt Helga Wolfram.

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