Nervig: Die Sache mit den Thementagen
Ist ja ganz nett, einen Tag im Jahr einem Thema zu widmen. Aber wenn man sich mal umschaut, was es da so alles gibt, dann kommt man aus dem Wundern kaum noch raus.
Heute ist der Tag der gesunden Ernährung. Klingt löblich, aber wieso nur ein Tag dafür? Und wer sagt denn, dass ausgerechnet dieser Tag dafür passt? Der Verband für Ernährung und Diätetik sagt's, ein deutscher Verein, in dem seit 1992 Fachleute aus einschlägigen medizinischen Berufen zusammengeschlossen sind. 1998 hat er den Tag ausgerufen, erstmal ziemlich folgenlos. Doch seit er die Werbetrommel rührt dafür, ist gesunde Ernährung an jedem 7. März ein großes deutsches Thema. Politiker halten wohlmeinende Reden, Köche, Apotheker, Obsthändler machen Aktionen - der Markt für Nahrungsmittel ist gigantisch, und die Konsumenten wollen verführt sein.
Gestern, das habe ich morgens beim Radiohören gelernt, war der Tag der Tiefkühlkost. Der kommt aus Amerika. 1984 hat ihn der damalige US-Präsident Ronald Reagan ausgerufen, Erinnerung an eine Art Jubiläum: Am 6. März 1930 ist in den USA angeblich zum ersten Mal gefrorenes Gemüse verkauft worden.
Hat das eine mit dem anderen zu tun? Ist Tiefkühlkost besonders gesund? Sollten wir auch einen Tag der Kartoffel, der Möhre, der Clementine, des Steaks feiern, jeweils frisch und als cooles Schlagwerkzeug (man denke an die Roald-Dahl-Geschichte, in der eine Lammkeule, steinhart gefroren und kraftvoll geschwungen, sich für einen Ehemann höchst lebensfeindlich auswirkt)?
Offenbar kann jeder einen Thementag ausrufen, ich will auch mal. Morgen? Nein, geht nicht, da ist Internationaler Frauentag; das ist wichtig. Übermorgen steht - huch! - der Popcorn-Liebhaber-Tag im Kalender. Den 11. März hat irgendwer, warum auch immer, zum Verehre-dein-Werkzeug-Tag erklärt, den 12. März zum Pflanz-eine-Blume-Tag.
Aber der Freitag ist, wenn ich nichts übersehen habe, noch frei. So ernenne ich hiermit den 10. März feierlich zum Einfach-mal-ganz-ohne-Thema-leben-Tag.
