Mut-Pröbchen am Mülleimer

So kann's gehen · SZ-Redakteur Frank Kohler griff vorschnell zum Parfüm-Fläschchen. Danach musste er eine ganze Weile verduften.

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Foto: Robby Lorenz



"Das kann weg." Sobald meine Frau derlei verfügt, sollte ich mich daran halten. Eigensinn nutzte mir in solchen Fällen noch nie etwas. Im Gegenteil. Nehmen wir nur das Parfümpröbchen, das sie für den Weg in den Mülleimer vorgesehen hatte. Aus gutem Grund, wie sich schnell zeigen sollte. Ich entdecke das Glasröhrchen im Schummerlicht kurz nach Sonnenuntergang, habe nicht einmal die Brille auf, um die Marke zu entziffern. Wohin die Sprühdüse zeigt, sehe ich ohne Sehhilfe genauso wenig. Von Neugier getrieben, drücke ich dennoch kräftig auf die Düse. Schließlich will ich nicht daran schuld sein, wenn ein verkannter Duft vorschnell im Abfall landet. Nach dem ersten Pumpstoß ist meine Neugier verflogen. Was rauskommt, sollte auf Stunden nicht mehr verfliegen. Meine Nase meldet ständig dem vergrätzten Gehirn, wie viel süßlicher Mief in einem zerstäubten halben Milliliter stecken kann. Der Griff zur Brille zeigt trotz der schwindenden Tageslichtreste: Die kostenlose Duftprobe ist eindeutig als Frauenparfüm gekennzeichnet. Dass die Meinige nichts sagt, aber immer in sich hineinlächelt, wenn ich von einem erneuten Wegwaschversuch komme, bestärkt mich, folgenden Vorsatz zu fassen: Sobald sie "Das kann weg" sagt, erledige ich das. Dann muss ich nicht verduften, wenn's schiefgeht.

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