Neues vom Sohn Man wird im Umgang mit dem Nachwuchs schlauer

Um die Schwerfälligkeit des eigenen Sprosses zu überlisten, muss sich die Mudda so einiges einfallen lassen.

Neues vom Sohn: Man wird im Umgang mit dem Nachwuchs schlauer
Foto: SZ/Robby Lorenz

Kannschd du vielleicht emool….?“ So fangen viele häusliche Science-Fiction-Romane mit ungewissem Ausgang an. Das „Kannst du vielleicht einmal...?“ ist der wohl am meisten benutzte Anfang einer Frage, mit der man den Nachwuchs um eine kleine Gefälligkeit bittet.  Da fragt man nach, weil Besuch sich angesagt hat, ob der gnädige Herr willens und in der Lage sei, eine Bierzeltgarnitur aus dem Keller nach oben zu tragen.  Man flötet geradezu, in einem Comic wäre die Sprechblase mit kleinen putzigen Blümchen umrankt. „Joo, Mudda“, sagt er, um sich wieder nach oben zu begeben. Das ist das Signal dafür, dass er gerade jetzt keine Zeit hat. Und morgen? Auch nicht. Und übermorgen? Stehen gerade, als man denkt, das könnte nun just was werden, ein paar Kumpels vor der Tür und begehren Einlass. Und überübermorgen? Muss er in zehn Sekunden am Bus sein, um ihn nicht zu verpassen.

Man wird ja mit der Zeit schlauer. Das heißt, man fragt frühzeitig nach, um  eines fernen Tages ans Ziel zu gelangen. Im Falle der Bierzeltgarnitur bietet es sich demnach an,  zum Ende des Winters  den Wunsch vorzutragen, um mit der Ausführung im Spätsommer zu rechnen. Nun ja, neulich ging es um eine Lampenschale, die  an der Zimmerdecke wieder montiert werden sollte.  Sehr lange  lag sie da und wartete geduldig  auf den jungen Handwerker. „Joo Mudda, mach‘ ich.“ Sie ahnen es schon: Es gingen einige Wochen ins Land, in denen man immer mal wieder nachfragte, ob denn heute möglicherweise eventuell in einem Anfall von unsagbarer Güte die Montage genehm wäre.

Und siehe da, nach nur sechs Wochen gelang die Übung. Vor Glückseligkeit habe ich mich zwar nicht gerade überschlagen, dafür bin ich schon zu abgestumpft. Dennoch habe ich mich aber beim Nachwuchs überschwänglich bedankt. – Mit dem kleinen Seitenhieb, dass Michelangelo für das Pinseln seiner berühmten Fresken in der Sixtinischen Kapelle kaum länger gebraucht hat als er mit der Lampe. Rätselhaft dieser Blick, der daraufhin folgte. Es steht zu befürchten, dass er Michelangelo nicht kennt.      

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