Mahmoud ist überall

So kann's gehen · SZ-Redakteur Alexander Manderscheid hat jemanden kennengelernt, der gerne „Bis demnächst!“ sagt.

Es gibt Leute, die laufen einem immer wieder über den Weg. Vor geraumer Zeit ist schräg gegenüber ein junger Syrer eingezogen, freundlich, immer einen Gruß auf den Lippen, Goldmedaillengewinner in der Disziplin Aus-größtmöglicher-Entfernung-Grüßen.
Mahmoud hat in der Geschwindigkeit eines Ferraris Deutsch gelernt und fährt längst elegant um die Kurven der grammatikalischen Kniffeleien. Nur mit einzelnen Wörtern hat er manchmal noch seine Probleme, zum Beispiel mit solchen Feinheiten, wie es zwischen "später" und "demnächst" eine gibt. Aber dann schreibt er die Vokabeln in sein Büchlein und kennt sich plötzlich damit aus, als hätte er es mir beigebracht.

Allein mit jenem "später" und "demnächst" scheint er immer noch seine Probleme zu haben. Er sagt immer "Bis demnächst" und erscheint dann später wieder. Unfreiwillig, und wahrscheinlich erzählt er gerade jetzt jemand anderem das Gleiche über mich. Ich gehe in den Supermarkt, wer taucht auf? Mahmoud mit zwei riesigen Maggiflaschen in der Hand. Ich gehe in den Wald, wer taucht auf? Mahmoud, mit dem Laufshirt um die Brust. Ich komme aus dem Haus, wer grüßt aus der größtmöglichen Entfernung? Mahmoud, mit einem neuen Aus-größtmöglicher-Entfernung-Grüßen-Rekord. Und wenn ich mit der Hand am Kinn nach einer Idee für eine Kolumne suche? Mahmoud, mit einem "Bis demnächst!"-Gruß auf den Lippen. Mahmoud, ein echter Gewinn.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort