Doktor Eisenbart Sei verrückt und glücklich

Die Doktor Eisenbarts von heute, reisen nicht mehr in Kutschen übers Land. Sie sitzen in den Werbeabteilungen der Kosmetik-Firmen.

Magisches Öl
Foto: SZ/Robby Lorenz

Ich bin der Doktor Eisenbart,

widewidewitt, bum, bum,

kurier die Leut’ auf meine Art,

widewidewitt, bum, bum . . .“

Kennen Sie das alte Liedchen noch? Diesen Spott-Gesang auf die reisenden Wunderärzte in mittelalterlichen Zeiten? Doktor Eisenbart und seine mehr oder weniger quacksalbernden Kollegen zogen aber nicht nur Zähne ohne Narkose, sie rührten in ihren Kutschen-Wagen auch gern und gewinnbringend Liebestränke und Jugend-Wässerchen an. Ewige Schönheit, unwiderstehlicher Liebreiz, Kraft und Stärke, Gesundheit bis ins hohe Alter. Alle möglichen Unmöglichkeiten wurden da versprochen.

Ganz schön leichtgläubig, unsere Vorfahren, finden Sie? Und Sie denken womöglich, wir seien heute viel aufgeklärter und klüger? Dann gehen Sie doch mal in einen Drogeriemarkt: Bei meinem letzten Besuch stand ich da plötzlich vor einem Fläschchen mit der Aufschrift: „Öl magique“, also magisches Öl. Gleich nebenan stand ein Tiegelchen mit „Wunderbutter“. Auf einer anderen Flasche las ich: „Schadenlöscher“. All diese Wundermittelchen sollen dafür sorgen, dass unser Haar wie von Zauberhand voll, glänzend und was weiß ich noch alles wird. Meine Neugier war geweckt und ich fing mal an, mir die Produkte der Pflegeabteilungen näher zu betrachten. Kleine Auswahl gefällig?

Ich könnte da zum Beispiel mit der Pflegedusche „Wie schön du bist“ aufwarten. Oder mit der Maske „Wahre Schätze“. Wenn Sie es ganz wild mögen, duschen Sie doch mal mit „Sei frei, verrückt und glücklich“. Oder baden Sie in „Herr der Lage“. Sie können aber auch „Eine Portion Liebe“ ins Wasser tun.

Also, ich sehe da keinen großen Unterschied zu den Wunderheilern von anno dazumal. Die verkauften wirkungslosen Wässerchen mit wohlklingenden Namen gab es immer schon. Wir können dafür heute wahlweise in „Sommerglück“ oder „Lebenswürze“ baden. Und dazu am besten einen „Be-happy“-Tee schlürfen.

Bei all diesen Produkten gehe ich mal davon aus, dass sie auch ansonsten den Zaubertränken aus dem Mittelalter ähneln: viel Wasser, vielleicht ein paar Gewürze oder Seife und je nachdem etwas Farbe zusammengerührt. Das Ganze dann ansprechend verpackt und mit Getöse angepriesen.

Die Doktor Eisenbarts von heute reisen nicht mehr in Kutschen durch das Land. Sie sitzen in den Werbeabteilungen der Kosmetik-Firmen.

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