Saarländische Limonade Limonade gibt es für mich nur mit Wischiwasser

Es soll ja Leute geben, für die Limo eine Limousine ist. Mir fällt bei Limo nach all den Jahren immer noch „Nebgen Ass“ ein. Und Sinalco. Und Rilchinger. Und seit einer Weile auch Piranja.

Saarländische Limonade: Limonade gibt es für mich nur mit Wischiwasser
Foto: SZ/Robby Lorenz

Wischiwasser. Als mein Opa das Wort zum ersten Mal sagte, war ich irritiert. Verdattert, kann man auch sagen. Immer wenn wir ihn besuchten, schickte er uns Kinder los, um Wischiwasser zu holen. Klang nach Putzen, oder so. Zumindest beim ersten Mal. Dann hatte ich eine Flasche mit dem Zeug, das angeblich gesund ist, in der Hand und las: Vichy.
Wenn mein Opa uns losschickte, dann nicht nur wegen seines gesunden Wassers aus Frankreich. Wir durften uns dann auch etwas gutes Flüssiges mitbringen: Limonade mit der Bezeichnung „Nebgen Ass“ auf dem Etikett. Das Zeug aus Kirkel schmeckte zwar nicht so gesund wie das Vichy-Wasser, aber viel besser. Und im Gegensatz zu meinem Opa rauchten wir Kinder ja keine Rothändle-Zigaretten, wir brauchten also auch gar kein Heilwasser.

„Nebgen Ass“ ist eine ferne Erinnerung. Limonade verschwand irgendwann aus meinem Leben. Bis mir vor einiger Zeit jemand von saarländischer Limo vorschwärmte. Die kommt aus Neunkirchen. Piranja nennt sich die Firma, die auch Cola produziert – was ja auch nur eine spezielle Form von Limonade ist. Das 2010 gegründete Unternehmen dürfte das jüngste in der Reihe der saarländischen Limo-Hersteller sein. Zu den klassischen gehört unter anderem Rilchinger in Kleinblittersdorf.

Wobei auch Rilchinger vergleichsweise spät ins Limonaden-Geschäft eingestiegen ist. Denn Limo ist ein Zeug, das angeblich schon die Römer tranken, wenn sie etwas wirklich Erfrischendes brauchten. Da gab es aber nicht wie Rilchinger Zitronen- und Orangengeschmack, oder wie Pirinja Mandarine-, Rhababer- oder Waldmeister-Limette-Aroma. Die Römer gaben schlicht einen Schuss Essig ins Wasser. Wann genau Fruchtsaft ins Wasser gemischt wurde, ist nicht so ganz klar. Am Dresdner Hof trank man 1688 Limonaden „von Zitronen, Rosen, Himbeeren, Zimt, Erdbeeren, Quitten, Hippokras und Orsade“, sagt das Internetlexikon Wikipedia. Als Erfinder der industriell hergestellten Limo dürfen sich allerdings die Engländer feiern lassen. Sie schufen Ende des 19. Jahrhunderts „Lemon Squash“.

Klingt erfrischend. Dennoch: Für mich bleibt die Mutter aller Limos das Zeug mit dem Namen „Nebgen Ass“ – und ich werde bei jeder Limo meines Lebens auch ans Wischiwasser denken.

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