Kolumne So kann’s gehen Leben mit der Aberzahl

Sechs Tage im Dauerbetrieb – so lange hat ein Computer gebraucht, um eine irrsinnig lange Primzahl zu errechnen. Sollte man die Energie derzeit nicht doch eher anders nutzen?

Kolumne So kann’s gehen: Leben mit der Aberzahl
Foto: SZ/Robby Lorenz

Sie ist entdeckt, die Mersenne-Primzahl Nummer 50. Über 23,2 Millionen Dezimalstellen hat sie. Ich weiß nicht, ob „entdeckt“ das richtige Wort ist. Ein Computer hat sie errechnet.

Dieser PC, von dem man annehmen darf, dass er eine spektakuläre Rechenkapazität besitzt, steht in Tennessee und war sozusagen im Auftrage des GIMPS tätig. Gemeint ist das Great Internet Mersenne Prime Search-Projekt. Klar, dass bei so einem Namen auch eine imposante Zahl herauskommen muss.

Was tun wir jetzt mit der Millionen-Stellen-Zahl? Wird diese Primzahl unser Leben schöner und bunter machen? Es ist nicht so, dass mir Primzahlen und da speziell die Mersenne-Varianten, besonders am Herzen lägen, im Gegenteil! Bloß vage erinnere ich mich, dass Primzahlen solche Zahlen sind, die nur durch sich selbst und durch eins teilbar sind. Und Mersenne-Primzahlen? Also, Marin Mersenne war französischer Theologe und Mathematiker, lebte im 16. Jahrhundert und entdeckte Primzahlen mit ganz besonderen Eigenschaften. Glauben Sie aber nicht, ich würde jetzt irgendeine Formel herbeten. Böhmische Dörfer sind mir das. Obwohl ich mit der Habsburgermo­narchie auch nichts am Hut habe. Zu der gehörte ab 1526 auch das Königreich Böhmen, dessen Ländereien und Sprache den Habsburgern folglich noch recht unbekannt waren.

Damals wurde diese Redensart geprägt, und so sind wir wieder im 16. Jahrhundert und bei Mersenne. An der Schönheit der Primzahlen gänzlich uninteressiert, fiel mir besagte Nachricht trotzdem ins Auge. Deshalb: Angeblich sechs Tage im Dauerbetrieb, heißt also inklusive der Nächte, habe der Rechner gebraucht, um M 50 zu errechnen. Und das, obwohl er im Überstundenmodus ohne Kaffee- und Raucherpausen ans Werk ging. Wie viel Energie dabei draufgegangen sein muss, die 23-Millionen-Stellige zu finden? Hätte man diese sagenhafte Leistungsfähigkeit nicht anderweitig nutzen können? Einen Bruchteil davon in eine Heizanlage einspeisen? Es kann ja momentan immer noch nicht warm genug sein. Eins und eins macht zwei, aber kalt und kalt bleibt kalt und wird nicht heiß. Außer vielleicht, man versucht, M 50 im Kopf auszurechnen…

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