Kopfnuss am Kofferraum

SZ-Redakteur Frank Kohler achtet im neuen Jahr mehr auf seine Umgebung – nicht zuletzt auf Kofferraumklappen.

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Foto: Robby Lorenz

Vorsätze? Nö. Jedes Jahr reichten mir die beiden Buchstaben, um Debatten über Änderungsbedarf an meinem eigenartigen Dasein ein schnelles Ende zu bereiten. In meiner nun langsam im Nebel verschwimmenden Jugend versuchte ich mich an Versprechen, dies zu tun und jenes zu lassen. Meist ohne Erfolg. Also ließ ich's dazwischen ein paar Jahrzehnte gut sein und meisterte zu meinem Erstaunen unerwartet und ganz ohne Vorsatz die ein oder andere Aufgabe, um mich bei der nächsten zu blamieren. Aber das war ja ohne die zentnerschwere Bürde aus großen Vorsätzen nicht so schlimm. Doch kurz vor der Jahreswende hat mir das Schicksal - oder meine Schusseligkeit? - eine heftige Kopfnuss verpasst. Vorausgegangen war überbordender Schwung an der Kofferraumklappe, gefolgt von einem großen Schritt nach vorn, direkt gegen die noch nicht ganz geöffnete Heckklappe. Die Begegnung zwischen der stählernen Klappenkante und der Kopfhaut zeitigte umgehend Ergebnisse. Noch auf dem Weg ins Bad spürte ich, wie ein warmer Strahl auf dem Weg Richtung Jackett im Gesicht Zwischenstation machte und sich in bizarre Rinnsale verästelte. Der Blick in den Spiegel ließ mich an den frisch geschminkten Darsteller eines Gruselfilms denken, dem just zur Jahreswende das Grauen ins blutnasse Antlitz geschrieben steht. Als nach einer halben Haushaltsrolle voller Lebenssaft und vielen Litern aus dem Wasserhahn das erste Pflaster auf der hohen Stirn hielt, war dem Vorsatz nicht mehr zu entrinnen. "2016 nehme ich mir für alles mehr Zeit. Ob am Kofferraum oder im Haus."
Bis jetzt hat der Vorsatz gehalten. Kein Wunder, mahnt mich doch bestimmt wochenlang die Macke am Haupt zur Vorsicht. Und die Erinnerung an einen Neujahrstag an heftige Kopfschmerzen, die mit Alkohol nichts zu tun hatten.

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