Meinung Konkurrenz macht Angst

Konkurrenz belebt das Geschäft. Im günstigsten Fall sieht das so aus: Wenn Konkurrenten um die Zufriedenheit der Kunden buhlen müssen, dann legen sie sich womöglich mehr ins Zeug, als wenn den Kunden eh nichts anderes übrigbleibt, als eine Dienstleistung oder das Produkt eines einzigen Anbieters in Anspruch zu nehmen. Konkurrenz ist also eine Super-Sache für uns Bürger. Im günstigsten Fall.

Meinung: Konkurrenz macht Angst
Foto: SZ/Robby Lorenz

Nehmen wir an, dass die Europäische Union genau das im Sinn hatte, als sie beschlossen hat, dass der Bus- und Bahnverkehr europaweit ausgeschrieben werden muss: Wir Bürger sollen den bestmöglichen öffentlichen Personennahverkehr bekommen - und das auch noch zum bestmöglichen Preis.

Soweit der günstigste Fall. Jetzt zur Wirklichkeit: Der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) war bisher etwas, womit kommunale Unternehmen, also Firmen, die uns Bürgern gehören, nicht nur Menschen durch die Gegend befördert, sondern Verluste eingefahren haben. Die Stadtwerke Saarbrücken kostet der ÖPNV jedes Jahr rund 15 Millionen Euro. Ausgeglichen wird dieser Verlust durch die Gewinne aus dem Strom-, Wasser-, Gas- und Wärmegeschäft. Bei einem solchen Verlustgeschäft, muss man keine Angst haben, dass jemand sich vordrängelt und ruft: „Ich will das übernehmen!“  Könnte man meinen. Dennoch geht bei den Stadtwerken, insbesondere bei den Bus- und Saarbahnfahrern, die Angst um, dass genau das passiert. Denn die privatwirtschaftliche Konkurrenz könnte ein Angebot abgeben, dass das saarländische Wirtschaftsministerium als zuständige Genehmigungsbehörde nicht ablehnen kann - ein Angebot das billiger ist als das, das die Stadtwerke machen. Billiger? Klingt gut.  Denn wenn ein Privatunternehmen den ÖPNV kostendeckend organisieren kann, dann fließen doch die Gewinne der Stadtwerke künftig in die Stadtkasse. Dann kann die Stadt wunderbare Projekte finanzieren oder Schulden abbauen.Warum sollte sich da jemand fürchten? Ganz einfach: Weil Konkurrenz in dem Fall das Geschäft derer belebt, die die 15 Millionen Verlust irgendwie anders wegschaffen - indem sie womöglich den Service für die Bürger verringern und die Arbeitsbedingungen der Busfahrer verschlechtern. Wenn die Stadtwerke das verhindern wollen, dann bleibt nur eins: Selbst überlegen, wie man besser werden kann. Die Konkurrenz muss also das Miteinander von Geschäftsführung, Gewerkschaft und Politik beleben. Wenn da einige ihre Spielchen spielen, ist die Angst vor der Konkurrenz berechtigt.

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