So kann’s gehen Plakatemeer mit Hanf und Hoffnung

Politiker an Hanfseilen aufhängen – das darf man selbstverständlich nur, wenn sie sich auf Wahlplakaten befinden. In Saarbrücken muss man es sogar so tun, wenn sie an Bäumen hängen sollen, denn Plastik-Binder sind verboten, es darf nur ökologisch sauber gehängt werden.

 Marco Reuther

Marco Reuther

Foto: SZ/Robby Lorenz / SZ

Damit sich niemand den Kopf stößt, muss die Plakat-Unterkante in Saarbrücken 2,20 Meter hoch hängen. Tatsächlich findet man aber auch Plakate, die in null Meter Höhe auf dem Boden aufsitzen – clever: so stößt man sich nicht, sondern stolpert höchstens. Inhaltlich stolpert man dagegen kaum über die plakatierten Botschaften – aber dass es wenig Aufreger gibt, ist vielleicht ein ganz gutes Zeichen. Auch wenn man etwas tiefer hinter die Plakate schaut, scheint nicht jede Partei ihr Thema gefunden zu haben. Es hat schon fast etwas Verzweifeltes, wenn sich die AfD den Windkraftgegnern mit dem kruden Vorschlag anbiedert, die sauberste Energieform aus Umweltgründen im Sommer abzuschalten. Auf der anderen Seite des Spektrums muss man natürlich der MLPD (Marxistisch-Leninistische Partei) einen fast tragikomischen Mut der Verzweiflung zusprechen: Dümpeln bei Wahlen um 0,1 Prozent, plakatieren aber jedes Mal aufs Neue.

Über das Plakatemeer meckern sollte man aber nicht. Denn es ist auch ein Zeichen von Vielfalt und Demokratie.  Und womöglich wird der eine oder andere ja doch daran erinnert, seine Stimme abzugeben für ein politisches System in seiner Stadt, in Deutschland und Europa, in dem niemand befürchten muss, wegen seiner Ansichten oder Lebensart an einem Hanfseil zu enden – und hier ist jetzt nicht von Plakaten die Rede.

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