Kolumne So kann’s gehen Wenn abends der Wecker klingelt

Irritation beim abendlichen Fernsehgucken. Plötzlich klingelt ein Wecker. Nicht in der Flimmerkiste, sondern vom Handy. Als Erinnerung, um in den Nachthimmel zu schauen.

Kolumne So kanns gehen Wecker klingelt abends um an ISS zu erinnern
Foto: Robby Lorenz

Der schrille Ton des Weckers reißt mich aus meinen Gedanken, lässt mich zusammenzucken. Ist denn schon morgen? Irritiert höre ich dem Alarm zu, werfe einen schnellen Blick auf mein linkes Handgelenk und sehe, dass es 21.30 Uhr ist. Verwirrt schaue ich meinen Freund an, der nach seinem Handy fischt, um den Klingelton abzustellen.

„Hast du dir eine Erinnerung gestellt, wann du ins Bett willst?“, frage ich ihn mit gerunzelter Stirn. Denn normalerweise gehen wir abends nie so früh zu Bett. Aber vielleicht ist Monsieur schon müde oder will künftig zeitig ins Bett, damit das Aufstehen am nächsten Tag leichter fällt. Wer weiß . . .?

„Nee“, antwortet er mir allerdings und ich fühle Erleichterung. „Ich dachte schon“, höre ich mich sagen. „Und wofür ist der Wecker dann?“, frage ich interessiert.

Meine Augen haften auf meinem Partner, der sich plötzlich von der Couch erhebt und zum Dachfenster geht. „Gleich kommt die ISS vorbei“, erklärt er mir. „Achso?“, erwidere ich wenig geistreich, dafür aber neugierig. Ich stehe ebenfalls auf und stelle mich neben ihn ans geöffnete Fenster, um Ausschau nach einem leuchtenden Stern zu halten, der schnell an uns vorbeiziehen wird. „Da kommt sie“, sagt mein Freund und ich erkenne den hellen Punkt am Nachthimmel.

Und während wir die ISS auf ihrem Weg verfolgen, frage ich: „Wieso stellst du dir einen Wecker, um die ISS zu sehen? Du hast sie doch schon öfter beobachtet.“

Die Antwort lässt ein paar Sekunden auf sich warten. „Weil sie mich daran erinnert, dass Menschen in den Weltraum fliegen können. Und was wir alles erreichen können, wenn wir mehr zusammenarbeiten.“ Und das nicht nur in Zeiten einer Pandemie.

Gedanke: „Das wäre dir zuhause sicher nicht passiert!!!“

An dieser Stelle beschreiben die Mitarbeiter der SZ-Redaktion während des Lockdowns im täglichen Wechsel ihre ganz persönlichen Erlebnisse während dieser ungewöhnlichen Zeit.

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