Kolumne So kann’s gehen Früher war mehr Lametta

Früher war mehr Lametta, sagt Loriots Opa Hoppen­stedt immer wieder beim Weihnachtsfest im Kreis der Familie. Vielleicht hatte er ja sogar Recht. In Anlehnung daran könnte man heute vor der Kommunalwahl sagen: Früher waren mehr Wahlwerbegeschenke.

Ende vergangener Woche fiel meine persönliche Bilanz ziemlich mager aus: Neben zahlreichen bunten Flyern hatte ich gerade mal zwei Dauerschreiber ergattert. Highlight war eine Grillzange aus Holz. Man kann sich jedoch fragen, ob das wirklich das richtige Werbegeschenk für einen Wahlkampf im Saarland ist. Wir Saarländer werden doch mehr oder weniger mit der Grillzange in der Hand geboren. Und schließlich kann jeder saarländische Neubürger eher mit einer Grillzange umgehen als mit einem Dauerschreiber. Ich persönlich habe jedenfalls drei Grillzangen. Eine sogar aus Edelstahl. Und tatsächlich auch so eine kleine aus Holz. Ich glaube, die ist noch vom letzten Kommunalwahlkampf. Wahrscheinlich hatte die Partei, die sie mir dieses Mal vermacht hat, noch welche von damals übrig und hat sie jetzt wieder unters Volk gebracht.

Gefreut habe ich mich jedenfalls über ein Brillenputztuch, das einem Flyer beigelegt war. Endlich mal was Nützliches. Gern hätte ich auch eines von diesen grünen Windrädchen gehabt, traute mich aber nicht danach zu fragen. Die sind bestimmt nur für Kinder. Ist ja auch gut so. Man will ja den kleinen Würmchen nicht den Spaß verderben.

Um meine Dauerschreiber-Bilanz aufzupeppen tigere ich jetzt regelmäßig um den Saarbrücker Karstadt in der Innenstadt herum. Da, wo die ganzen Werbestände der Parteien sind. Um nicht aufzufallen, setze ich mir inzwischen meinen breitkrempigen Hut auf, ziehe ihn tief ins Gesicht und tarne mich mit einer dunklen Sonnenbrille. Jetzt bin ich bei sieben Dauerschreibern. Ob ich das Dutzend bis Sonntag vollmachen kann? Das wird noch ein Stück Arbeit. Politiker haben ja so Recht: Wahlkampf ist wirklich anstrengend.

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