Jeder hat ein Recht auf TV-Müll – auch die Mutter

SO KANN’S GEHEN · SZ-Redakteurin Michèle Hartmann wurde vom eigenen Sohn in flagranti erwischt: beim Bachelor gucken.

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Foto: Robby Lorenz

Sendung verpasst? Kein Problem. Mittlerweile gibt es die Möglichkeit, die Mediathek der Sendeanstalten zu bemühen. So sitze ich also zu fortgeschrittener Stunde am Laptop und schaue mir diese vorletzte Folge an. Die vorletzte Folge vom ,,Bachelor". Das ist der vermeintlich unwiderstehliche Mann, dem sich mehr als 20 Frauen an den Hals werfen und - bis auf eine - nacheinander wieder nach Hause geschickt werden. Die Auserwählte kriegt im spannenden Finale seine letzte Rose. Eine Rose so rot wie die Liebe. Und das ist heute Abend. Man will nicht glauben, dass hier alles mit rechten Dingen zugeht, aber lassen wir das beiseite. Dokumentarfilme schauen wir ein andermal.


Plötzlich - der mächtig eingebildete Beau und eines der noch übrig gebliebenen Mädels vergnügen sich in der Karibik - geht die Wohnzimmertür auf. Der Nachwuchs sieht mich am Laptop sitzen und erkundigt sich nach meinen Aktivitäten. Belügen mag ich ihn nicht, also gestehe ich, dass ich dem Treiben des Bachelors zusehe. Ein schriller Schrei, ein mehrmaliges Schenkelklopfen und ein selten erlebter Lachkrampf sind die Folge dieses Geständnisses. ,,Mudda, dass ma sowas vorsätzlich guckt!", kreischt er und will sich gar nicht mehr einkriegen. ,,Schaff dich fort", sag' ich, und er trollt sich. ,,Auch deine Mutter hat ein Recht auf TV-Müll oder Trash, wie ihr das nennt!", rufe ich ihm noch hinterher.

Man muss nicht immer Vorbild sein. Oder schlaue Sachen gucken. Romantik darf doch auch mal sein.

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