Jamei, des hod ebbes gebrocht

Saarbrücken · SZ-Mitarbeiterin Traudl Brenner machte einen Streifzug durch deutsche Mundarten.

Mitten in Saarbrücken. Vor mir begegnen sich zwei Frauen, Freundinnen offenbar. Eine der beiden scheint mit einem akuten gesundheitlichen Problem zu kämpfen. Sie kommt wohl gerade vom Arzt. Jedenfalls fragt die Freundin: "Hots da was gebrocht beim Dokter?" Ich, als Pfälzerin, horche auf: Die Fraa stammt vun de Palz. Todsicher. Allerdings aus der Vorderpfalz. In der Hinterpfalz, wo ich herkomme, hätte die Frage gelautet: "Hats da ebbes gebrung?" Wäre die Frau dagegen zum Beispiel an der Unteren Saar aufgewachsen, wo man Moselfränkisch spricht, hätte sich das wohl eher so angehört: "Häddet da eppet broat beim Dokta?" Und nun spinnen wir das mal weiter: Bei einer zugewanderten Schwäbin könnte es etwa so geklungen haben: "Hotter der ebbs brocht, de Dokter?" Käme die Fragestellerin aber gar aus Westfalen, wie der Meine, hätte die Frage gelautet : "Hättet Di wat brooken"? Oder, ein paar Kilometer weiter: "Hätts di wat braat?"
Es gibt kaum zählbare Varianten - schöne Aufgabe für verregnete Nachmittage: Dialekte erforschen. Hier überlegen wir uns aber doch noch schnell, wie sich der Satz auf Münchnerisch anhören könnte: "Hats da was bracht?" zum Beispiel. Oder, anderswo in Bayern, "Hotsta was brocht"? Und so weiter. Und diese bunte Mischung stelle ich mir jetzt mal in deutschen Zuzügler-Wohnungen vor! Jamei, so a Schmarrn!

Über die sprachliche Zugehörigkeit der Arzt-Besucherin kann ich übrigens nun leider nichts sagen. Auch nicht über ihre Befindlichkeit. Hab' nicht mehr aufgepasst. Musste zu viel Dialektforschung betreiben.

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