In Völklingen lebt es sich schön gemütlich

Ob Städte angenehm sind, ist eine Frage der Perspektive – das lehrt ein Besuch in Frankfurt.

Meine Freundin leistet Abbitte. Ist sonst nicht so ihr Ding - diese Verneigung aber geht in Richtung Völklinger Rathaus. Wie oft hat sie innerlich geflucht, wenn wieder mal ein Knöllchen an der Windschutzscheibe ihres Autos hing. Dabei füttert sie den hungrigen Parkscheinautomaten. Manchmal aber wohl doch nicht ausreichend.

Jetzt sieht sie die Sache in einem anderen Licht. Seit dem Abstecher in die Heimat, nach Frankfurt. Sie begleitet mich in die City, um in der Markthalle eine Grüne Soße zu holen. Doch der Parkscheinautomat spinnt. 20 Minuten kosten einen Euro! Das müssen vergoldete Minuten sein. Ob die Stadt Frankfurt dafür wenigstens die Autoscheiben reinigt oder jemand im Sommer zur Abkühlung ein Fußbad heranrollt oder ein kleines Eis spendiert?

Es hilft nichts. Doch der Automat weigert sich, unsere Gabe, zwei Euro, anzunehmen. "Bitte weiter zahlen", sagt er ungerührt. Aber wir haben nur noch Zehn-Cent-Stücke im Portemonnaie. Und, auch das muss ich erfahren, die arroganten Frankfurter nehmen keine Zehn-Cent-Stücke am Parkscheinautomaten. Ist ihnen wohl zu popelig. Wir fluchen und kapitulieren, schnappen unser Geld, drehen dem ignoranten Apparat wutschnaubend den Rücken zu.

Wieder zurück, genießen wir die Völklinger Gemütlichkeit. Der Automat vor meinem Büro spricht mit mir, heißt, er nimmt gnädig meine Münzen an, auch Zehn-Cent-Stücke. Ich werfe nur einen Bruchteil der Frankfurter Forderung ein. Eigentlich, fällt mir auf, ist es hier mit vielen Dingen im Alltag so. Ärgerpreise in der hessischen Metropole - ob bei der Kultur (17 Euro kostet das Ticket im Museum) oder beim Essen; und die Mieten sind unterirdisch unbezahlbar. In Völklingen geht es einem im Vergleich dazu gold. Von der grandiosen ärztlichen Versorgung mal gar nicht zu reden. Was braucht der Mensch mehr? Vielleicht noch ein paar Hochhäuser. Aber die kann man sich ja per Fototapete hinters Sofa pinnen.

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