Immer schön geschmeidig bleiben

Unsere Woche · Zurückdenken. Nachdenken. Weiterdenken - es ist an der Zeit. Regelmäßig zum Christenfest fallen mir Geschehnisse ein, die Jahrzehnte zurückliegen. Als man noch auf kurzen Beinchen unterwegs war, folgte der Heilige Abend festen Ritualen. Die Geschenke einer Tante brauchte man gar nicht erst auszupacken, denn sie enthielten zuverlässig Unterwäsche und Schlafanzüge . Unser Vater fragte jedes Jahr, wo denn bitteschön die Bibel zu finden sei. Um hernach die Weihnachtsgeschichte zu rezitieren. Am Baum hingen Wunderkerzen, die fröhlich sprühten, als das Glöckchen erklang - ein Amora-Glas, in dem das Familienoberhaupt mit einem Kaffeelöffel klepperte. Und nun, endlich, durfte man das Wohnzimmer erstürmen, um das Geschenkpapier wegzureißen und zu staunen.

Es waren unbeschwerte Zeiten, die sich eingetrübt haben, aufgrund von haarsträubenden Geschehnissen. Heile Welt war nie, doch die Beklemmungen nehmen zu. Viele Menschen lassen sich die Weihnachtsfreude jedoch nicht nehmen, und das mit Recht. Sie leben das, was sie immer lebten, erfreuen sich an familiärer Geselligkeit, an postalischen und mittlerweile auch elektronischen Grüßen zum Weihnachtsfest. Wobei ich mich freuen kann wie ein Kind, wenn eine handgeschriebene, festliche Karte im Briefkasten liegt - versehen mit herzerwärmenden Grüßen. Freuen kann ich mich auch noch auf den jährlich wiederkehrenden Heinz Becker mit Ehefrau Hilde und Sohn Stefan. Wenn unchristlicher Zoff ausbricht wegen der nicht auffindbaren oder nie dagewesenen ,,Chrischdbaamspitz". Und ,,es Chrischdkindsche", das unverhoffft in der Schublade hinter den Kuchengabeln auftaucht. Das ist Weihnachtsstress in seiner ulkigsten Form.

Es reicht aber dicke, wenn dieser bei Beckers ausbricht und nicht bei uns allen zu Hause. Dafür sorgt tiefenentspannte Gelassenheit, die dem Perfektionismus den Garaus macht. Geschmeidig bleiben, nicht verkrampfen! Wer erwartet schon, dass alles klappt wie im gastronomischen Profilager? Wohl niemand, der sich einladen lässt. Das Beste ist doch das Beisammensein - egal, was da aufgetischt wird. Selbst Geschenke verlieren im fortgeschrittenen Alter ihre Bedeutung.

Womit wir - zum guten Schluss - beim Weiterdenken sind. An die nahe und fernere Zukunft, von der wir uns so viel erhoffen: Abseits aller materiellen Begehrlichkeiten steht da an erster Stelle die nicht angekratzte Gesundheit und Friedenstauben, die nicht vom Himmel fallen. Gesegnete Weihnachten Ihnen allen, liebe Leser!

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