Grüße an die Schulterzucker
Unsere Woche · Ein Schulterzucken - mehr dürfte den meisten Saarbrückern die Meldung, dass das Altglas jetzt nicht mehr vom städtischen Reinigungs- und Entsorgungsbetrieb ZKE sondern von einer privaten Firma gesammelt wird, diese Woche nicht wert gewesen sein. Ich finde diese Nachricht allerdings ziemlich gruselig.
Nicht, weil ich glaube, dass eine private Firma es weniger gut als eine städtische hinkriegt, Altglascontainer zu managen. Die leeren Flaschen lehren mich das Fürchten nicht. Wohl aber das Prinzip, das hinter dem Ganzen steckt.
Der ZKE muss das Feld für eine Privatfirma räumen, weil er in einem Ausschreibungsverfahren nicht mithalten konnte. Und das liegt nicht nur, aber vor allem daran, dass die Personalkosten, die der ZKE in sein Angebot einkalkulieren muss, höher liegen als die privater Firmen. Städtische Unternehmen, die also uns Bürgern gehören, zahlen ihren Mitarbeitern mehr.
Hört sich an nach: "Selbst schuld, wenn die denken, mehr zahlen zu müssen als in der privaten Wirtschaft." Hört sich aber nur so an. Denn was in der privaten Wirtschaft, wo die Gewerkschaften nicht so stark sind wie in städtischen Firmen, an Menschen, die unsern Dreck wegmachen gezahlt wird, ist nicht so toll. Selbst das, was Mitarbeiter städtischer Firmen dafür bekommen, ist alles andere als eine Luxusvergütung.
Dass ein städtischer Betrieb aus dem Markt gedrängt wurde, weil er halbwegs anständige Löhne zahlt, hatten wir Ende vergangenen Jahres schonmal. Die Wäscherei des städtischen Winterbergklinikums muss schließen, weil sie einen Großauftrag verloren hat. Eine Privatfirma hatte die Winterberg-Wäscherei in einem Ausschreibungsverfahren unterboten - weil sie ihrem Personal wohl gerade so den Mindestlohn, aber deutlich weniger zahlt als der städtische Betrieb. Ohne den Großauftrag ist die Klinik-Wäscherei aber unrentabel.
Diese Mindestlöhner gehen uns nichts an, weil das eben so ist in der Marktwirtschaft? Nicht ganz, denn all die Menschen, die am Existenzminimum rumkrebsen, zahlen wenig in die Rentenkasse ein und können sich nichts fürs Alter zurücklegen. Sie werden zum Fall für die Sozialkasse, also für uns Steuerzahler und Schulterzucker.