Großes Karo und Hahnentritt

So kann's gehen · SZ-Redakteurin Michèle Hartmann kommt die neue Mode ziemlich alt vor.

Mustergültig in den Herbst. Als ich zu dieser Schlagzeile in einer bunten Illustrierten die dazugehörigen Bilder betrachte, kann ich's kaum fassen: lauter Mäntel mit großem Karo. Die Augäpfel bohren sich beinahe ins Papier, weil das Gehirn es nicht fassen kann. Dickes, fettes Karo. Und ein Exemplar in Hahnentritt. Das soll der neueste Trend sein? So etwas haben wir doch vor Jahren schon aussortiert. Und jetzt ist es wieder da. Wieder da ist der gute, alte Poncho, bei dem es von unten zieht, wenn es draußen eisig ist. Als Kind habe ich ein solches Ding getragen, und nun reiht es sich ein in die neuesten Mode-Kollektionen. Eine Kollegin klärte mich auf, dass schon mal, vor etwa 20 Jahren, eine Poncho-Welle übers Land schwappte. Gestaunt habe ich auch, als ich auf der Straße eine junge Dame sah, die eine gewebte bunte Tasche mit Fransen ausführte. Uralt-Lavendel neu aufgelegt. Nun warte ich darauf, dass mir ein Persianermantel begegnet oder eine Fuchs-Stola mit Kopf und Pfötchen. War auch mal todschick und wartet bloß auf Wiederbelebung.
Manchmal habe ich das Gefühl, dass sich alles wiederholt, dass wenig Neues noch fasziniert. Alles erfunden, alles gesungen, alle Witze bereits erzählt, aller modischer Firlefanz schon selbst getragen. Nur Politik und Technik halten uns noch in Atem. Ansonsten: großes Karo. Und Fransen. Gähn.

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