Gentleman-Cord bis zuletzt

So kann's gehen · SZ-Mitarbeiter Alexander Manderscheid widerfuhr ein kleines Malheur.

Ich war in der Völklinger Kaufhofruine, und jetzt wünsche ich mir nur eines: Hoffentlich denken meine Begleiter nicht, dass ich mir unterwegs in die Hose gemacht habe. Sie sahen etwas nachdenklich aus der Wäsche, als ich beim "Tschüss"-Sagen in die falsche Richtung gewackelt war und dann im staksigem Schritt eines Dreijährigen im Malheurzustand wieder auf sie zukommen musste.
Im zweiten Stock war mir etwas passiert: Mir war die Hose aufgeplatzt, und niemand hatte es gemerkt. Während Michael Zimmer von der Stadtverwaltung eine etwas höhere Stufe so elegant wie Zuchthengst Goldfever von Springreiter Ludger Beerbaum nahm, musste ich als nächster mein Bein dermaßen weit anheben, dass dem alten Stoff zwischen Schritt und rechtem Knie nichts anderes übrig blieb, als zu reißen. Er tat es leise, ein Gentleman-Cord bis zum bitteren Ende. Jetzt hatte mein Oberschenkel einen herrlichen Ausblick auf die Räume im zweiten Stock und den ganzen Kleinschutt, der dort liegt.

Es gab Zeiten, in denen hätte ich eine so präparierte Hose sogar gekauft. Aber die sind vorbei. Gut, dass ich einen Mantel anhatte und mit ihm die Katastrophe ein wenig kaschieren konnte. Denn wenn ich in Zukunft den alten Kaufhof sehe, muss ich immer an meine zerrissene Hose denken. Und das wollte ich den anderen ersparen.

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