Genießen in Maßen

Von Woche zu Woche · Der Hundertjährige, der aus dem Fenster sprang und verschwand - so hieß der Titel eines Buches, das millionenfach verkauft wurde. Ich weiß nicht warum, denn die Story ist über die Maßen konstruiert und an den Haaren herbeigezogen, dass es wehtut.Diese Woche haben wir und viele andere Leute in Sulzbach einen 101-Jährigen hochleben lassen: Heinz Andes.

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Foto: Robby Lorenz

Bei guter Gesundheit und im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte feierte der Altersjubilar das Glück, noch frohgemut am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu dürfen. Wenn man betagte Männer und Frauen eingehend nach ihrem Lebensstil befragt, so stellt sich wundersamerweise heraus, dass sie eigentlich über viele Jahrzehnte nichts Besonderes unternommen haben, um sich fit zu halten. Viele von ihnen trinken bis heute jeden Tag ein Glas Wein und/oder Schnaps, ansonsten gibt es keine Auffälligkeiten. Man erfährt auch, dass sie immer viel geschafft haben, dass ihnen kaum was zu viel war und dass sie immer regelmäßig gegessen haben: Fleisch , Gemüse, Kartoffeln und alles andere auch. Aber: Die betagten Herrrschaften sagen auch, dass sie selten über die Stränge geschlagen haben. Weder Askese noch Unmäßigkeit waren ihre Begleiter. Und das ist, denke ich, neben guten Genen ein Hauptgrund für ein langes irdisches Dasein: das maßvolle Leben.

Heutzutage gibt es Zeitschriften, die sich mit nur einem Thema auseinandersetzen: mit der Fitness. Und was man alles tun muss, um gesund und fit zu bleiben, herrje. Sich abmühen an Geräten, kilometerweit laufen, schwimmen, jedes Jahr einer anderen durchs Dorf getriebenen Diät-Sau hinterher hecheln, dem Fleisch abschwören, Ying und Yang in Einklang bringen - oh liebes Bisschen. Am besten, sie machen es wie der 101-Jährige: in Maßen genießen. Und mit 100 Jahren nicht unbedingt noch aus dem Fenster springen.

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