Geld, das aus dem Fenster fliegt
So kann's gehen · SZ-Redakteurin Michèle Hartmann warnt vor einer Betrugsmasche aus dem Internet.
Für den Enkeltrick-Betrug komme ich noch nicht in Frage. Da müsste ich, um ausgenommen zu werden wie eine Weihnachtsgans, ein paar Jahre älter sein. Sie kennen diese Masche doch bestimmt: Vermeintlicher Enkel ruft an, Oma glaubt seine Stimme zu erkennen, Enkel sagt, er sei in einer Notlage und brauche dringend Geld . Kurier kommt vorbei, nimmt Omas Barschaft mit, der "Enkel " hat sein Ziel erreicht und lacht sich eins.
Bei mir, der Nochlangenicht- oder Nie-Oma, kommt schon eher die Betrugsmasche der sogenannten Nigeria-Connection in Betracht - wie bei vielen anderen Frauen mittleren Alters, die sich in Facebook tummeln.
Sie erhalten Freundschaftsanfragen von Bentley Jones, Wesley Petterson, Jim David und anderen Mannsbildern. Immer schön mit dem Foto des Prachtkerlchens. Wer auf solche Freundschaftsanfragen eingeht, darf sich auf herzzerreißende Geschichten freuen im Sinne von: Hab' mich beim Anblick deines Bildes sofort verliebt, du bist ja so schön, bla, bla. Wobei manch reifere Single-Dame doch hocherfreut ist über nette Komplimente. Man tauscht sich aus, der Flirt wird heftiger, und dann besteht er auf einem Treffen. Au ja, au ja! Der Haken daran: Kurz vor der Abreise kommt ihm alles Geld abhanden, er bittet daher um Überweisung eines stolzen Betrages. Und das war's dann.
Erstaunlich, wie viele Leute nach polizeilichen Erkenntnissen so gutgläubig sind und Geld an Unbekannt verschenken. Obwohl seit Jahren die Masche der in Westafrika am PC sitzenden Betrüger, die Facebook-Profile klauen, bekannt ist.
Es soll aber auch noch Leute geben, die an der Haustür Teppiche kaufen. Und bei Gewinnversprechen in Vorlage treten. Als meine Oma lebte, war der Enkeltrick noch nicht in Sicht. Immer wenn die Rede war von aus dem Fenster geworfenem Geld , pflegte sie zu sagen: "Da schmeiß ich es doch lieber in die Saar. Dann sehe ich es wenigstens noch schwimmen."
