Eine närrische Entscheidung?

So kann's gehen · Die Landeshauptstadt bejubelt den Beginn der fünften Jahreszeit. Ob den Narren für ihre Feierlaune Beifall oder Leichtsinn zugesprochen werden muss, beschäftigt SZ-Mitarbeiter Brian-Timmy Erbe.

Wie jedes Jahr rufen die Saarbrücker auf Kappensitzungen und Umzügen ausgelassen "Alleh Hopp" und versuchen den Ernst des Lebens für einen Moment des allgemeinen Frohsinns hinter sich zu lassen. Doch scheint es mir, als würden wir in diesem Jahr dabei von unseren Sorgen eingeholt werden. Denn 2016 Fasching zu feiern dürfte meiner Meinung nach nicht weniger gefährlich sein als ein Halbtagsjob als Löwendompteur.
Das mag natürlich daran liegen, dass ich insgesamt ein recht vorsichtiger Mensch bin, der vor jeder Prüfung zwei Bücher zuviel liest und noch nie in seinem Leben bei einer roten Fußgängerampel über die Straße gehechtet ist. Trotzdem haben Menschenansammlungen in den letzten Wochen nicht die beste Art von Publicity bekommen: Egal ob nun Europol vor großen IS-Anschlägen in Europa gewarnt hat oder Frauen in Köln Nötigung und Raub über sich ergehen lassen mussten. Mit diesen Ereignissen im Hinterkopf liest sich die Werbung für die Fastnacht plötzlich völlig anders.

Öffentliche Ereignisse wie Umzug und Rathaussturm klingen in meinen Ohren wie Magneten für ambitionierte Terroristen. Vielleicht spricht da aber auch nur die Paranoia aus mir. So wenig wie man die Gefahr durch wahnsinnige Fanatiker unterschätzen sollte: Geplante Events verfügen über Sicherheitsmaßnahmen. Ausgelassenheit, Verkleidungen und Alkoholkonsum bieten hingegen eine nahezu perfekte Entschuldigung für Belästigung und Diebstahl jedweder Art. Und am Rand eines Karnevalszugs einen Sicherheitsabstand zum Nebenmann einzuhalten, dürfte sich als illusorisch erweisen.

Es zeugt durchaus von Tapferkeit, sich trotz aller offenkundigen Warnzeichen als Karnevalsfan zu outen und sich in die Höhle des Löwen zu begeben. Doch ist die Grenze zwischen Mut und Leichtsinn bekanntermaßen fließend.

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