Ein Hammerschlag aus heitrem Himmel

Saarbrücken · Das traf uns diese Woche wie ein Blitz - oder eher wie ein Hammerschlag - vom wolkenlosen Firmament: Saarbrücken ist jetzt überschuldet. Auweia! Und das so kurz vor Weihnachten. Aber andrerseits - genau betrachtet - passt das gut zusammen.

Denn Weihnachten kommt dieses Jahr schließlich genauso "überraschend" wie die Nachricht von der Überschuldung .

Blick zurück: Am 24. Juni 1997 veröffentlichte die SZ erstmals eine Sonderseite zur drohenden Stadtpleite und rief Bürger und Politiker dazu auf, im "SZ-Leserforum Finanzen" Vorschläge zu machen, mit denen man die Katastrophe abwenden könnte. Aber da kam nichts - auch nicht aus der Politik. Die Fachleute, die uns 1997 die Lage erklärten, waren Saarbrückens Oberbürgermeister Hajo Hoffmann , SPD , und der Bürgermeister von Quierschied, Klaus Meiser , CDU . Quasi eine große Koalition besorgter Kommunalpolitiker. Hoffmann sagte, wenn er so drauflossparen würde, wie es damals ein Gutachten empfahl, dann wäre das wie "Selbstmord aus Angst vor dem Tod" und Meiser stimmte zu. Beispiel: die Straßenbeleuchtung abschalten, um Strom und Material zu sparen. Aber inzwischen ist das längst kalter Kaffee. Denn 2013 kam das Thema doch - völlig überraschend! - in den Stadtrat. Und 2014 ging's los mit dem Lichtausmachen.

Neuer Aspekt: Im April 2012 hatte Saarbrücken eine Milliarde Schulden. Damals versicherte die Stadt auf SZ-Anfrage: Wir können gar nicht Pleite machen! Denn eine Kommune wird nie insolvent. Saarbrücken gelte - in der Sprache der Rating Agenturen als "triple A", als besonders kreditwürdig. Erstaunlich. Denn schon damals hatte die Rating-Agentur Fitch den Saar-Kommunen eher bescheidene Zeugnisse ausgestellt. Gleichzeitig hatten in Nordrhein-Westfalen die ersten Kommunen Schwierigkeiten, Kredite zu bekommen.

Zweifel am "triple A" sind also dringend angebracht. Und deshalb, liebe Politiker aller Parteien in Stadt und Land - etliche von Euch sind ja gleichzeitig Stadträte und Landtagsabgeordnete - ja, ja, das ist uns nicht entgangen! Hört auf mit den Schuldzuweisungen. Setzt Euch an einen Tisch, wie 1997 Hoffmann und Meiser beim SZ-Gespräch. Rettet unsere Kommunen, sonst werden wir extrem sauer auf Euch alle. Wir wollen nicht irgendwann - völlig überraschend! - erfahren, dass Saarbrücken nicht mehr nur überschuldet sondern auch noch pleite und zahlungsunfähig ist.

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