Die Stadt ist kein Unternehmen

Unsere Woche · Es scheine "ein neuer Trendsport zu sein, seinen Lebensraum zuzumüllen". So hat diese Woche ein Leser eine unserer SZ-Geschichten kommentiert. Es ging in der Geschichte darum, dass Menschen scheinbar immer hemmungsloser werden und immer mehr Müll in öffentlichen Parks (insbesondere am Staden) liegen lassen - und die Stadtverwaltung eher verzweifelt versucht, dem mit mehr Ordnungsdiensteinsatz Einhalt zu gebieten.Trendsport ?

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Foto: Robby Lorenz

Das hört sich irgendwie cool an. Aber, liebe Einweggrillbenutzer und Müllrumliegenlasser, das ist nicht cool, das ist bescheuert.

Das Häufchen seines Hundes in ein Tütchen zu packen und in einen Mülleimer zu werfen, scheint als uncool zu gelten. Vor allem bei Männern. Viele Frauen, insbesondere alte Damen, bücken sich, nachdem ihr Vierbeiner sein Geschäft verrichtet hat, und beseitigen die Hinterlassenschaft. Das hat eine Bekannte, die Zeit hat Spaziergänger zu beobachten, berichtet. Wer diejenigen, die die Stadt als großen Mülleimer zu betrachten scheinen, auf ihr asoziales Verhalten hinweist, stößt selten auf Einsicht. Die Reaktionen reichen von Beschimpfungen und der Androhung von Schlägen bis zu dem Satz: "Ich zahle Hundesteuer ."

Man mag über schlechte Kinderstube schimpfen und darüber, dass die "Scheißegal"-Haltung immer mehr um sich greift. Wenn aber die Zukunftsinitiative Saar diese Woche fordert, die Landesregierung müsse "per Gesetz ermächtigt werden, Gemeinden zusammenzulegen, die zuvor festgelegte Wirtschaftlichkeitskriterien nicht erreichen", darf man sich nicht wundern, wenn Menschen Städte und Gemeinden als reine Serviceunternehmen betrachten und erwarten, dass hinter ihnen hergeräumt wird - und dass sie diesem Unternehmen wahlweise den Mittelfinger oder die kalte Schulter zeigen.

Für viele mag es selbstverständlich oder nach einem altmodischen Wort zum Sonntag klingen, aber: Eine Stadt ist kein Unternehmen. Eine Stadt ist ein soziales Gefüge, sie lebt und atmet. Eine Stadt ist Heimat. Eine Stadt muss schauen, dass sie mit Geld gut umgeht, aber sie lebt nicht von Wirtschaftlichkeitskriterien, sie lebt von und mit ihren Bürgern. Und davon, dass diese Bürger sich verantwortlich fühlen für ihre Stadt.

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