Die Qualen im Baumarkt
Mitten im Leben · Ein frisches Brause-Set muss her und ein Klodeckel auch. Willkommen im Baumarkt. Die Bäderabteilung ist sehr interessant, es gibt ständig Innovatives zu bewundern. Herrliche Fliesen, wunderbare Naturstein-Arrangements, formschöne Waschbecken - im Geiste lasse ich gerade das elf Jahre alte Badezimmer einreißen. Mit Bohrhammer plus Flachmeißel, es geht recht bequem.
Schnell weg hier, bevor sich ein konkreter Plan entwickelt. Es soll heute doch nur ein neuer Brausekopf mit Zwei-Meter-Schlauch sein, genormt und im Rahmen des Üblichen. Das Regal mit den entsprechenden Artikeln zieht heillose Überforderung nach sich. Diese Auswahl, diese Pracht. Wobei man weiß, dass der Geldbeutel das Maß aller Dinge ist. Sonst, ja sonst - nicht auszudenken.
Die Ware scheint von der Wand zu schreien: ,,Nimm mich mit, bin zwar teuer, dafür blubbern Abertausende von Wasserblasen." ,,Kauf mich, ich geb' Dir das Gefühl eines Duschbades im prickelnden Champagner." ,,Schau her, ich bin ein erfrischender Wasserfall." Meine Güte, man will doch einfach nur sauber werden! Ich nehme einen vom Preis her noch gerade verkraftbaren Artikel mit und gehe weiter in die Abteilung mit der Klodeckel-Auswahl. Auch hier gibt es alles, was der Mensch mit luxusverwöhntem Popo begehrt. Und das hat seinen Preis. Wobei ich mich frage, wie der zustande kommt. 40 Euro für einen lackierten Pressspan-Heini? Augen zu und durch, es bleibt kaum eine andere Wahl. Man muss auch nicht immer das Billigste nehmen.
Zu Hause angekommen macht sich der Nachwuchs gleich ans Auspacken und dann an die Montage. Den Klodeckel mustert er mit den Worten ,,ganz in Ordnung". Der Brausekopf jedoch fällt gnadenlos durch: ,,Mudda, was haschde dann doo geholl? Sidd aus wie e Bròòdpann." Bratpfanne, so, so.
Das ist der Dank für erlittene Baumarkt-Qualen.