Faasend im Regionalverband Kulturgut und Rettungsboot

Der Wert der Fastnacht zeigt sich gerade in schwierigen Zeiten.

 Kommentarkopf, Foto: Robby Lorenz

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Man kann die Nase rümpfen beim Gedanken an „Tättä Tättä Tättä“. Oder über die Humorlosigkeit der organisierten Humoristen lästern. Es kann einem eiskalt den Rücken runterlaufen, wenn man Narrenkappen und Pappnasen sieht. Und die Antwort auf „Wolle mer se reinlasse?“ kann ein Schweißausbruch sein. Man kann den Frohsinn nach Plan für einen Abgrund in der menschlichen Zivilisation halten. Nichtsdestotrotz ist das Narrenschiff, das alljährlich zwischen dem 11.11. und Aschermittwoch die Segel setzt, für viele Menschen ein Rettungsboot. Also etwas, das beim Überleben hilft in einer Welt, die immer verrückter und unübersichtlicher zu werden scheint. Die Faasend ist deshalb nicht nur ein Kulturgut, das einige Vereine in unserer Region schon seit über 150 Jahren pflegen. Sie ist etwas, das zumindest einem Teil der Menschen in unserer Region gut tut und Lebensfreude gibt.

Deshalb ist es traurig, dass das Narrenschiff auch in diesem Jahr den Hafen wegen der Corona-Lockdown-Verordnungen nicht verlassen darf. Einige Vereine haben gezeigt, dass die alte Faasend in der Lage ist, die Windstille zumindest durch kreative Internet-Aktionen zu überbrücken. Und ein paar Narren sind in diesen Tagen quasi im Beiboot beherzt herausgerudert, um zum Beispiel in den Rathäusern von Riegelsberg und Saarbrücken daran zu erinnern, dass ihre Variante der Narretei im Dämmerzustand, aber längst nicht tot ist. Dafür verdienen sie Anerkennung auch von denen, die sich als Karnevalsmuffel bezeichnen. Denn diese engagierten Faasebooze haben diese Woche stellvertretend für viele darauf aufmerksam gemacht, dass wir nicht aufhören sollten zu leben, weil wir Angst davor haben zu sterben.

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