Die dunkle Hölle der Literatur

Usere Woche · Diese Woche war der ,,Welttag des Buches", der mit einer Reihe von Veranstaltungen einherging. Vor allem profitierten davon die Schüler in unserer Region, die in den Genuss von Lesungen kamen. Richtig gute Arbeit leistet da die Sulzbacher Stadtbibliothek, die reihenweise die Autoren begrüßt. Manches Kind hat zu Hause noch nicht erlebt, dass die Eltern ihm vorlesen, um so besser, wenn schon Grundschulen die Angebote des Friedrich-Bödecker-Kreises nutzen. Diesem Verein ist es zu verdanken, dass Autoren neue, manchmal ungeahnte Impulse aussenden und die Kinder für Literatur begeistern. Was man von schulisch verordneter Lektüre nicht immer behaupten kann.

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Foto: Robby Lorenz

Wenn ich an meine Schulzeit zurückdenke, fallen mir immer entsetzliche Gedichte ein, die es zu interpretieren galt. Das war quasi Russisch Roulette für arme Würstchen. Manch kruder Zeile waren wir ausgeliefert. Was will mir der Dichter sagen mit seinen geistigen Ergüssen? Auf dem Weg zur Wahrheitsfindung konnte man arg ins Grübeln geraten und dann mit einem ,,Mangelhaft" nach Hause marschieren.

,,Ich sitze am Straßenhang.

Der Fahrer wechselt das Rad.

Ich bin nicht gern, wo ich herkomme. Ich bin nicht gern, wo ich hinfahre. Warum sehe ich den Radwechsel mit Ungeduld?" Das war so ein Gedicht - von Bertolt Brecht . Ich habe es gehasst, ich war zornig auf den Verfasser. Weil ich genötigt war, mir über dessen Befindlichkeiten Gedanken zu machen.

Gibt's heute noch Gedichtinterpretation als schulische Folter? Ich frage mal nach bei einer mir bekannten Lehrerin. Die früher ebenfalls durch die dunkle Hölle der Literatur marschieren musste. Na, wenigstens heute kann ich mir aussuchen, was ich lesen möchte. Nur mir vorlesen, das tut leider niemand mehr. Nicht mal ,,Ali Baba und die 40 Räuber".

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