Die Amazone im Wartezimmer

SZ-Redakteurin Susanne Brenner hat ein widerspenstiges Handy.

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Foto: Robby Lorenz

"Hai" sagt mein Handy und schlägt mir eine "Fritteuse" vor. Dabei habe ich nur harmlos "hallo" gesagt und nach einer "Feier" gefragt. "Warum", will ich wissen und bekomme das Wort "Wartezimmer" serviert. Sie ahnen, was passiert ist? Ich habe die Autokorrektur meines Handys eingeschaltet. Das bedeutet, wenn ich ein Wort tippe, schreibt das Handy einfach hin, was es denkt, was ich da schreiben möchte. Und dabei ist es ausgesprochen kreativ. Schon beim Wörtchen "ich" werde ich schnöde ignoriert: auf dem Display steht dann schon mal "oxidiert" oder "Icon" oder anderes wirres Zeug. Wenn ich "vielleicht" schreiben will, bietet das Handy gerne "Viehzucht" an. Und statt Mama schreibt es "Manns" oder "Manni" oder sowas - mein Handy ist also offenbar ein ziemlicher Chauvinist. Besonders kreativ ist es auch bei dem Wort "Deutsch": "Fetischismus" schrieb es mir stattdessen - ich weiß nicht, ob das als Statement zur deutschen Seele gedacht war. In beruflichen Zusammenhängen kann einen so ein fantasievolles Handy schonmal in ziemlich pikante Situationen bringen. Die Kollegin eines Freundes schrieb mal in Eile an einen "Sehr geehrten Herrn Benzingestank". Ob der Heidelberger Professor sich da wirklich angesprochen fühlte, ist nicht überliefert.

Ich habe ja mittlerweile das Gefühl, dass unsere Handys längst denkende Maschinen sind, die heimlich darauf hinarbeiten, die Herrschaft zu übernehmen. Wahrscheinlich sind sie untereinander vernetzt und kringeln sich vor Lachen, wenn wir wieder mit zu dicken Fingern auf ihrer Tastatur rumwischen und nur Unsinn produzieren. Oder wie soll ich es verstehen, dass mein Maschinchen "Amazone" schreibt, wenn ich das Wort "Smartphone" tippen will? Ach, und übrigens: Ich schreibe hier gerade eine "Hose" sagt mein Handy. Das Wort Glosse hat ihm nicht gefallen...

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