Der Winter, der eigentlich keiner war

Wetter-Kapriolen · Das Köllertal erlebte den dritten viel zu milden Winter in Folge. Mit einem Temperaturmittelwert von 4,5 Grad fiel er um 3,3 Grad wärmer als im Vergleich zur langjährigen Norm aus und zählt mit dieser extremen Abweichung zum zweitwärmsten Winter - hinter dem Rekordhalter 2006/07 - nicht nur meiner Messreihe in Eiweiler, sondern seit es in Deutschland Wetteraufzeichnungen gibt.

Maßgeblichen Anteil daran hatte der frühlingshafte Rekord-Dezember, der mit einem Mittelwert von 7,0 Grad einen Wärmeüberschuss von 5,5 Grad aufwies.

Das einzige Lebenszeichen gab der Winter im Januar von sich, als er ein einwöchiges Gastspiel mit Schnee und Dauerfrost gab. Ansonsten war der Winter über weite Strecken ein Totalausfall. Er war sehr schneearm, nur im Januar lag an neun Tagen eine dünne Schneedecke, was gerade einmal ein Drittel des Solls darstellt. Außerdem zeichnete sich der Winter 2015/16 durch eine außergewöhnliche Frostarmut aus - mit lediglich 25 Frosttagen wurde sogar der bisherige Rekordwert von 26 Tagen aus dem wärmsten Winter 2006/07 unterboten. Mit einem Minimum von minus 12 Grad trat am 20. Januar während der einzigen Kältewelle einmal strenger Frost im Köllertal auf. Im Gegensatz dazu stieg das Thermometer an 23 Tagen über plus zehn Grad an, davon entfielen allein 16 Tage auf den Dezember. Das Maximum des Winters wurde am 19. Dezember mit 13,6 Grad gemessen - ein Dezember-Rekord für Eiweiler. Da der Winter durch feuchte Atlantikluftmassen geprägt war, wurde mit einer Niederschlagssumme von 281 Liter auf den Quadratmeter ein Überschuss von zwölf Prozent erzielt. Auf einen rekord-trockenen Dezember folgten ein sehr nasser Januar und Februar, wobei die Westwetterlage vor allem im Februar Sturmtiefs nach Mitteleuropa brachte. Die Sonne machte sich im trüben Januar und Februar ziemlich rar, während der Dezember mit deutlich mehr Sonnenschein als üblich überraschte.

Unter dem Strich resultiert bei einer Sonnenscheindauer von 159 Stunden ein Defizit von 15 Prozent. Der Dezember war gekennzeichnet durch eine anhaltende Südwestströmung auf der Vorderseite von mächtigen Atlantiktiefs, die nur die Britischen Inseln und Nordeuropa beeinflussten, während Mitteleuropa unter einem weit nach Norden verschobenen Subtropenhoch lag. Dadurch wurden für die Jahreszeit extrem milde Luftmassen herangeführt, die schließlich mehr an einen Frühlingsmonat erinnerten als an den Winter . Es herrschte ein Klima, das am Mittelmeer im Winter normal wäre. So kam es mit nur fünf Frosttagen zu einem Totalausfall des Winters. Über Weihnachten war es mit Temperaturen um 12 Grad extrem mild. Im ersten Januardrittel stellte sich eine kräftige Westströmung mit viel Regen ein. Ab Monatsmitte erfolgte die Umstellung der Großwetterlage mit einem Kälte- und Wintereinbruch. Das trocken-kalte Winterwetter ging mit Glatteisregen am 23. Januar zu Ende.

Ein Wetterumschwung verursachte eine rasante Milderung auf bis zu 13 Grad, zum Monatsende wurde es regnerisch und zunehmend windiger. Im Februar fand der Winter so gut wie nicht statt, stattdessen verlief der Monat sehr nass, stürmisch und mild. An Rosenmontag und Fastnachtsdienstag sorgten die Sturmtiefs Ruzica und Suzanna für Turbulenzen mit sintflutartigem Regen und schweren Sturmböen. Innerhalb von zwei Tagen fielen in Eiweiler 51 Liter Regen pro Quadratmeter.

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