Der Weg zum Parkplatz, ganz ohne Schnickschnack

Saarbrücken für Fortgeschrittene · Ohne diese Dinger im All stünde ich wohl ab und zu planlos in der Gegend rum. Okay, bevor es diese Satelliten gab, kam ich auch ans Ziel - und wenn nicht oder nicht so schnell wie vermutet, dann war die blöde Landkarte schuld.

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Foto: Robby Lorenz
 Diese blauen Würfel weisen auf die Parkhäuser in Saarbrücken hin. Foto: Rolshausen

Diese blauen Würfel weisen auf die Parkhäuser in Saarbrücken hin. Foto: Rolshausen

Foto: Rolshausen

Oder ein Straßenschild, das offenbar nur aufgestellt worden war, um mich in die Irre zu führen. Oder der Lenker des Autos, dem ich als Beifahrer nach fachmännischem Kartenstudium gesagt hatte, er solle links abbiegen, der dann aber rechts eingeschwenkt ist - weil er entweder mich oder das mit dem "...wo der Daumen links ist" nicht verstanden hat oder einfach anderer Meinung war.
Wir Beifahrer sind durch nette Stimmen aus Navigationsgeräten ersetzt worden. Geräten, die ganz emotionslos und ohne Zweifel in der Stimme erklären, wann man wo und wie am besten abbiegt, um ans Ziel zu kommen. Und das alles funktioniert, weil ein Satellit ganz weit über uns dem Navi zeigt, wo sich das Auto, das es durch den Verkehr leitet, überhaupt befindet. Orientierung aus dem All also.

Saarbrücken versucht es derweil mit Orientierung aus ein paar Metern Höhe. Mit einem blauen Würfel auf einer blauen Stange zum Beispiel. Das blaue Gestänge ist Saarbrückens Antwort auf das Navi. Der blaue Würfel an der Straße zwischen Finanzamt und Karstadtparkhaus, auf dem "P 3" steht, ist Teil unseres neuen Parkleitsystems. Jede Parkfläche in der Stadt, so hat uns das die Stadtverwaltung mal erklärt, soll auf blauen Tafeln mit weißer Schrift durch eine Zahl symbolisiert werden - je niedriger die Zahl ist, desto zentraler ist die Parkfläche gelegen. So stehen etwa P 2 für das Parkhaus am Rathaus und P 21 fürs Saarbrücker Schloss. Je größer die Schrift ist, in der das P und die Nummer dazu geschrieben sind, desto näher liege die Parkfläche, erklärte die Stadtverwaltung.

Es gibt Städte, die leiten die Autofahrer mit elektronischen Tafeln durch die Stadt. Tafeln, die nicht nur anzeigen, wo es Parkplätze gibt, sondern auch, wie viele da noch frei sind. Aber man muss ja nicht jeden modernen Schnickschnack mitmachen, werden die im Rathaus sich gedacht haben. Außerdem ist es billiger, ab und zu blaue Pfosten mit blauen Würfeln drauf abzustauben, als komplizierte technische Systeme zu warten.

Also eine Entlastung der Stadtkasse? Nein, eine Entlastung für Q-Park. Q-Park ist das Unternehmen, das viele Parkplätze und Parkhäuser in unserer Stadt betreibt. Als es die von der Stadt gekauft hat vor einer gefühlten Ewigkeit, da wurde wohl in den Vertrag geschrieben, dass Q-Park auch fürs Parkleitsystem sorgen muss. Was genau im Vertrag zwischen Stadt und Q-Park steht, ist streng geheim. Aber die Stadtverwaltung hat mir immerhin so viel bestätigt: Q-Park ist dafür zuständig, dass Autofahrer wissen, wo sie parken können - und sie, also die Stadtverwaltung, hat dem neuen System zugestimmt.

Sieht ja auch schick aus, so ein blauer Pfosten. Und zu viel Technik macht ja eh nur Probleme. Und ich bin mir ganz sicher: Selbst ein Leben ohne diese Dinger im All ist möglich. Aber manchmal habe ich schon das Bedürfnis, den ein oder anderen unserer Entscheidungsträger auf den Mond zu schießen.

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