Der vergessene Pendler-Alltag

So kann's gehen · Pendelverkehr ist aus dem Stadtbild von Saarbrücken kaum noch wegzudenken. Ein Wunder angesichts der vielen Hindernisse, findet SZ-Mitarbeiter Brian-Timmy Erbe.

Während sich die meisten Menschen über den Beginn des Feierabends freuen, beginnt für mich als Student damit erst der schlimmste Teil des Tages: Ich begebe mich zur Bushaltestelle. Dort warten während Stoßzeiten schon Hunderte meiner Kollegen. Kein Wunder also, dass taktisches Positionieren, blitzschnelle Reflexe und weit ausgefahrene Ellbogen zu meinem Alltag gehören. Beim Warten bleibt Zeit, über das Problem nachzudenken.

Des Pudels Kern scheint mir dabei zu sein, dass bei der Planung von Universität und Busunternehmen der Student gerne vergessen wird. Wenn die Seminare für alle zur selben Zeit enden und die Busse zu Stoßzeiten nicht häufiger zu fahren scheinen als sonst, ist ein Engpass programmiert. Und wie der allzu häufige Nachmittagsstau in der Stadt beweist, scheint dieses Problem nicht nur Studenten zu betreffen. Auch Unternehmen denken wohl kaum darüber nach, dass die Massenfreisetzung von Angestellten während der Hauptverkehrszeit der Abreise aus der Stadt kaum zuträglich ist. Und da sich meiner Erfahrung nach auch die Bahn kaum darum bemüht, dem Feierabendandrang mit ausreichend Zügen zu begegnen zu stellen, steht der Bus auf der verstopften Hauptverkehrsader so lange still, bis der Regionalexpress davongefahren ist.

Damit zu den acht Arbeitsstunden nicht noch zwei Stunden Frust und Warterei hinzugerechnet werden müssen, sollten sich meiner Meinung nach die zuständigen Arbeits- und Verkehrsplaner etwas mehr Gedanken um Maßnahmen gegen eine Zusammenballung des Pendelverkehrs machen. Die Einführung von möglichst verschiedenen Feierabendzeiten und die intelligente Anpassung des Nah- und Fernverkehrs an das Nutzerverhalten wären sicherlich ein guter erster Schritt. Dann würde der Feierabend mir und meinen Leidensgenossen auch wieder ein Lächeln aufs Gesicht zaubern können.

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